Wieder halte ich ein Buch von Rainer Thielmann in der Hand. Wieder die große Vorfreude beim Öffnen des Buches. Nein, ich werde nicht enttäuscht. Ein ganz besonderes Buch fand seinen Weg zu mir.
Schon das Geleitwort als Faden durch das Buch berührt mich. Ein Suchender hat sich auf die Reise begeben in sein Heimwehland und möchte mit diesem Buch eine Brücke schlagen vom Verstand zum Herz, von Außen nach Innen, von der Zweiheit zur Einheit.
Er bereiste das Land stets in Gedanken an die Vedanta-Philosophie, verkündet in Indien durch Ramakrishna und Swami Vivekanada.
Schon auf den ersten Seiten des Buches spüren wir die Freude der Rückkehr in dieses Land, das Wiedererkennen und die Neugier auf die weitere Reise. Beschwingte Texte und die vielfältigen Fotos machen auch mich bereit und offen, seiner Reise zu folgen. In seinen Gedichten spüre ich die Leichtigkeit und Freude.
Ich betrachte die Fotos eines Mädchens, das, hingegeben im Zauber der Seifenblasen, den Autor zu dem Gedicht „ Außen vor“ inspirierte und das Andy Horn vertonte. Es ist als Geschenk an den Leser kostenlos per QR-Code im Buch enthalten.
Hier spüre ich erstmals das tiefe Sehnen Thielmanns, auf dem Weg zur Erkenntnis das wahre Sein zu erreichen, das alles Leben eint. Er nimmt sich die Zeit innezuhalten, und gern folge ich den meditativen Worten und gönne meiner Zeit eine Pause, ganz im Sinne des Gedichtes „All in“, sinne dem Gelesenen nach.
Spätestens hier betritt der Autor den spirituellen Weg, auf der Suche der Lehre Ramakrishnas, der als Mönch des Kali-Ordens bei der Nichterfüllung seines verzweifelnden Wunsches, die Göttin Kali möge sich ihm zeigen, seinem Leben ein Ende setzen wollte. Als sie sich ihm dann offenbarte, erwachte er aus einer tiefen Ohnmacht und spürte die Gegenwart der göttlichen Mutter. Er wusste nichts mehr von der äußeren Welt und ihn erfüllte reine Seligkeit. Er wurde zu einem Avatar erhoben und damit den großen Heiligen, Buddha oder Jesus gleichgestellt. Nur dieses kurz als Einstieg in das Leben Ramakrishnas, der die letzte Barriere überwand und das Stadium der Nichtzweiheit erreichte. Dieses zum Verständnis der Suche Rainer Thielmanns.
Ramakrishna begegnete ihm auf seiner Reise an jedem Ort, ebenso wie Sarada Devi, die Witwe Ramakrishnas, der Heiligen Mutter, deren Leben gleich Mutter Teresa in tiefem Mitgefühl war, bestrebt, das Leiden der Menschen zu lindern. Großartige Gedichte fließen aus der Feder des Autors beispielhaft das Gedicht „Wer“
Die Seele hat Hunger
Wer gibt ihr zu essen?
Die Gefäße sind leer
Wer füllt sie mit Sinn?
Niemand ist da
Aber alles vorhanden
Du bist dein Inhalt
Tauch endlich hin!
Eindruckstarke Fotos geben Zeugnis der Anbetung der Gottheiten durch die Bevölkerung. Thielmann reist mit offenen Augen und weit geöffnetem Herzen, saugt auf und formt Worte:
In Schönheit
Ein flüchtig gezogener Strich auf dem Wasser
Ein funkelnder Halm auf erwachsenem Gras
Ein Buchstabenblitz im Gedicht des Verfassers
Ein Teilchen der Träume, Firmament -Namakars
Ein lässig gespendeter Duft von der Küste
`ne Pustblumflocke in wohligem Wind
Ein Schössling aus Licht mitternachts in der Wüste
Ungeboren, unsterblich, für immer ein Kind
Ich streife beim weiteren Lesen des Buches mit dem Autor durch die Kaffeegärten Keralas und kann mich nicht sattsehen, an den Fotos der Landschaft, der Menschen, versinke in den Zeilen voll Zauber, bin in Gedanken, träume:
Lebensfreudentaumel
In den Wipfeln zu sein
Unter trillernden Freunden
In den Kronen zu lesen
Blätter winken mir zu
….
Wie nachempfindbar sind diese Zeilen und auch diese aus dem Gedicht „Abend“
… Als falte der Himmel die Hände
Verstäubt letztes Licht hinterm Hang
Der Tag träumt gesegnet zu Ende
Sein Lächeln in mir dauert an
…
Und endlich ist Rainer Thielmann bei Vivekananda angekommen, einem Schüler Ramakrishnas, der die Einheit allen Seins, die Göttlichkeit der Seele und die Harmonie aller Religionen verkündete und der nach seinen Reden vor dem Weltparlament der Religionen, 1893 in Chicago, zum indischen Volksheld wurde.
Meine Augen werden gefangen von Fotomotiven voller Spiritualität und Verehrung des Mönches. Überall sind sie sichtbar.
Thielmann trifft auf das Leben Sister Niveditas, die als Margret Elizabeth Noble, Tochter eines Pastors, geboren in England, als Anhängerin und Verfechterin der Lehre Vivekanandas, mit der Aufgabe der Frauenbildung in Indien betraut wurde. Dort wurde ihre geistige Ansprechpartnerin Sri Sri Ma Sarada Devi.
Hier schließt sich der Kreis der Suche des Autors. Großartig seine Gedichte in dem letzten Kapitel seines Buches. Hier hat er den Kern seines Inneren erreicht. Jedes Gedicht ist eine Meditation. Eines der letzten Gedichte seines Buches fordert uns auf : „Wir müssen reisen“.
Wir müssen reisen
In das Schattenmeer, wenn die Energie uns fehlt
An den Seelenrand, wo kein Leuchtkern uns beseelt
In das Niemandsland, tastend, ob dort etwas ist
In das eigne Selbst, das sich hoffentlich vergisst
…
Ich möchte nicht reisen, nicht jetzt, ich möchte in dem Buch verweilen, in den vorzüglichen Zeilen und wunderbaren Bildern, in der Stimmung, die diese in mir erwachen ließen.
Danke, lieber Rainer Thielmann, für dieses Buch.
(c) Annette Gonserowski
Indien von innen 2
Zauber der Sinne - seliges Sein
Verse in Farbe
Rainer Thielmann
Reiselyrik Verlag
ISBN 978-3-9812583-6-3
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