Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








30. Mai 2017

... es waren die Orte der Stille...


Nicht der Gang
durch die hallenden Räume der Schlösser,
nicht der Prunk,
nicht der Blick auf Statuen, Orden und Bildnisse,
nicht die lauten Worte,
die allseitig mich umfluteten,
bedeuteten für mich diese Reise -
es waren die Orte der Stille:
das Glitzern der ersten Sonnenstrahlen
durch Büsche und Baumwipfel hindurch
auf das leise fließende Wasser,
der zarte Duft des Rhododendron
im Schatten des Kirchturms,
der Hahn,
der zu träumender Zeit
sein Erwachen in die noch schlafende Welt rief,
die Weite des Landes bis zum fernen Horizont,
die uralten Bäume,
die verlässlich den Jahrhunderten standhielten.
Vielleicht war es auch die Junge,
die zwischen Orden, Gemälden und Schautafeln
gesternreich durch die Vergangenheit führte,
erfrischend im Jetzt.

Auf jeden Fall warst es Du,
Freundin,
an meiner Seite,
mit der ich lachte,
vertraut und nah.

(für Marita)

(c) Annette Gonserowski

24. Mai 2017

Mein Gedicht in "Lyrische Saiten"



In die Ausgabe Nr. 66 März 2017 "Auslese - Lyrische Saiten" wurde mein Gedicht "Sonnenträume" aufgenommen.
Diese Publikation erscheint halbjährig ab 2007 in der Editon Wendepunkt, Herausgeberin: Betti Fichtl.
ISBN 978-3-935841-07-8


Sonnenträume 

Die Sonne schien
durch das Blattwerk,
da träumte ich
Kirschen an die Zweige,
da träumte ich
Kirschen an Deinen Mund,
da träumte ich Träume,
da träumte ich Erwachen,
da vergrub ich den Kirschkern
im Erdreich.
 
(c) Annette Gonserowski

3. Mai 2017

Wanderstein







Neben meiner Mitnahmekunst/Mitnahmetexten habe ich einen Wanderstein kreiert.
Es ist ein Stein, den ich an der Costa Blanca fand. Einst meerumspült trat er gestern seine Reise nach Norddeutschland an, wo er auf einer Parkbank seinen vorläufigen Platz finden wird. Dort soll ihn ein betrachtender, für eine Rast Verweilender aufnehmen, mitnehmen und an einem anderen Ort ablegen. So soll er, wenn meinem Wunsch entsprochen wird, auf Wanderung sein.



1. Mai 2017

Rezension


 
Rezension des Buches
„INDIEN von innen intensiv 

Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn ein Autor morgens mit einem Wort erwacht, das er zunächst nicht zuordnen kann, das ihn sich aber auf den Weg in ein fernes Land machen lässt.

Das ist die wahre Geschichte, die dem Buch vorausgeht.

Und wirklich: Rainer Thielmann machte sich auf diesen Weg nach Indien, in  den Bundesstaat Gujarat, Mahatma Gandhis Heimat und Wirkstätte, der dort  im “Sarbamati Ashram“ lebte. Von dort brach er 1930 zu seinem legendären Salzmarsch an die Küste auf.

“Indien von innen intensiv”, so lautet der Titel des Buches, das bei dieser Reise entstand.

In der Tat: es ist ein intensives Buch. Ein wunderbares Buch. Es steckt voller herrlicher, farbenfroher Fotos und erzählenden Gedichten.  Dies Buch zeigt Indien in allen Facetten. Einerseits Reisebericht, auch Meditationsreise zu sich selbst und für den geneigten Leser eine Aufforderung zur eigenen Reise nach innen.

Zunächst ist es eine Herausforderung zu entscheiden: zuerst die großartigen Fotos anzuschauen, oder aber zuerst die Gedichte zu lesen. Ich habe zuerst die Gedichte gelesen und danach die zugeordneten Fotos angeschaut, die die Magie der Gedichte trefflich unterstreichen.

Rainer Thielmann ist ein sehr genauer Beobachter, der ebenso die Schönheit des Landes einfängt, wie Alltagssituationen in den Städten Indiens. Immer wieder sind es Menschen, die in den Focus der Kamera blicken: spielende Kinder, arbeitende Männer und Frauen, Meditierende, Liebende.

Es sind die Begegnungen, die den Autor zum Stift und Kamera greifen lassen, um davon zu berichten. „Wer lächelt, kriegt Besuch./Ein Glück von den Lippen zu lesen“, heißt eine Zeile eines Gedichtes. Thielmann liest nicht nur von den Lippen die unbekannte Sprache, er schaut den Menschen ins Herz. Nur so können die herrlichen Fotos entstanden sein, die sehr genaue Geschichten erzählen, aber niemals Land und Menschen entblößen.

Wir finden aber auch Gebäude voller Prunk und Schönheit in dem Buch, ebenso wie die Wellblechhüttensiedlung, über die er schreibt: „<> die Stadt steht auf der Kippe: Gezeitentide Müll.“

Es sind die unverhofften Gegensätze, die die Gedichte so reizvoll machen. Schon das erste Gedicht  „Morgen in Ahmedabad“ gibt einen Vorgeschmack auf die laute, pralle  Enge auf den Straßen und ein Gedicht weiter nimmt er uns mit in den kleinen Innenhof, in dem er Stille findet.

Eines meiner Lieblingsgedichte des Buches ist „Sidi saiyed“, das nicht nur in Indien Gültigkeit hat, sondern auch uns auffordert, innezuhalten.

 

Find deine innere Ruhe
Trotz dem Krawall dieser Zeit
Spür deine Knie auf dem Boden
Sei ohne Freude und Leid 

Tauben erflattern die Giebel
Töne von überall her
Weich wird dein smartphoner Atem
Lock die Gedanken ins Leer 

Lärm foltert die, die ihn hören
Stille erlangt, wer bei sich
Hinter dem Marmor liegt Mekka
Unter dem Baum ein Gedicht. 

Nahezu magisch werden die Gedichte, die über Gandhi, sein Leben und seine Lehre entstanden.
Im Gedicht „Was würden sie tun, Mr. Gandhi…“ lässt er Gandhi antworten: 

Könnt ich heute etwas tun,
wär’s noch immer ein Gebet
Fastenheil, ein Schweigetag
Nichts, was auf den Fahnen steht 

Und etwas weiter: 

Könnt ich heute etwas sehen,
säh ich Indiens Infarkt
Würde leiden wie ein Hund,
der an seinem Schatten nagt. 

Könnt ich heute etwas schreiben,
schrieb ich WAHRHEIT groß, gewiss
Würde sprachlos formulieren,
dass Gott in Wahrheit Liebe ist. 

Es ist ein großartiges Buch, nach dem ich immer wieder gern greife und in dem ich immer wieder etwas Neues entdecke, sei es ein Detail auf den Fotos oder eine Zeile, die je nach Stimmungslage immer wieder eine neue Interpretation findet.

Dass der Autor uns als Bonus „Sweet, sweet music“, 2 Songs per Link schenkt, ist zudem eine schöne Geste. 

Ich kann das Buch nur empfehlen. 

Annette Gonserowski 

Rainer Thielmann
INDIEN von innen intensiv
Auf gandhis spuren durch gujarat
128 Seiten
Reiselyrik Verlag, 83128 Halfing
ISBN 978-3-9812583-5-6