Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








26. April 2014

Traumwandler



Auf Deinen Pfaden
streif ich,
Traumwandler
wie Du,
durch fremdes Land.

Du suchtest
die Stimmen
über den Feldern,
zwischen den Kreuzen.
Sie sprachen zu Dir.

Ich geh Deine Pfade,
ich träum
Deine Träume,
ich fühle
Deinen Schmerz,

Ich spüre
Dein Lachen
und Weinen,
wie es aufsteigt
in meiner Kehle.

Ich such
Deine Stimme
noch im Erwachen,
stehe
vor Deinem Grab.

(c) Annette Gonserowski

25. April 2014

Ankommen



Dem Heimweh
standhalten -
ankommen.

(c) Annette Gonserowski

14. April 2014

Schneckenhaus

Dieses Exlibris malte und schenkte mir meine Freundin (c) Claudia Ackermann


Ein jeder hat
sein Schneckenhaus
mit Mauern
aus geplatzten Träumen,
verkriecht sich darin
ins Dunkel
trägt schwer daran
am lichten Tag.


Du nahmst mir meins
leicht von den Schultern,
zogst mich hinein
ins neue Licht,
fülltest mein Haus
mit bunten Farben
und Wärme
Deiner Freundschaft.


(c) Annette Gonserowski
2005

12. April 2014

Überflüssig



Diese Worte,
die nichtssagenden,
die überflüssigen,
einfach nicht denken,
immer verschweigen.

Die Wortlosigkeit
nicht erklären,
niemals begründen.
Die Überflüssigkeit
verfließen lassen.

 (c) Annette Gonserowski

Beim Sortieren der Bücher entdeckte ich in einem einen alten Zettel mit einem Gedichtfragment als Lesezeichen.
Die mittlere Strophe habe ich nun abgetippt und veröffentliche sie - eigentlich überflüssig *lächel*.
An vielen Stellen entdecke ich immer wieder angefangene Gedichte, sei es in einem kleinen Kästchen, in einem alten Taschenkalender, auf Papierservietten, auf Kassenbons oder Cafeshausrechnungen. Manchmal stelle ich sie fertig, andere lasse ich als Fragment. Dann kommen sie in einen großen Koffer, zur späteren Abgabe ins Literaturarchiv.

8. April 2014

Sehnsucht


Traditionsgemäß in jedem Frühjahr dieses Gedicht mit einem neuen Foto



Sehnsucht

Im Morgenlicht
die erste Magnolienblüte,
in mein Erwachen hinein
das Lied der Amsel.
Erstarrt noch
in der Kälte der Nacht
meine Sehnsucht -
wortlos.
 © Annette Gonserowski


Tęsknota

W świetle brzasku
pierwszy kwiat magnolii,
w moje przebudzenie
śpiew kosa.
Zdrętwiała jeszcze
w chłodzie nocy
moja tęsknota -
niema.


© Übersetzung Pawel Dydak
Aus meinem Buch: Geliebte Freundin Sehnsucht


7. April 2014

Blühende Bäume



"Blühende Bäume
am Waldrand,
sind Blumensträuße
von Gott geschenkt",
sagtest Du.

Nun sind sie mir,
geliebter Zwilling,
Sträuße der Erinnerung,
von Dir geschenkt,
für ewig.

(c) Annette Gonserowski

5. April 2014

Otterndorf






Hier zu sein
nach all den Jahren,
auf dieser Scholle
am Meer

Zurückgelassen
die Jahre,
die Vergänglichkeit.

In dieser Stunde
jung sein wie einst,
frei,
entledigt aller Zwänge.

© Annette Gonserowski

4. April 2014

Mal kein Gedicht




Fotos: Atelier Albrecht, Meinerzhagen


Wiedersehen
(für einen Freund)

Sie öffneten die Tür zum Restaurant.
Gleich würden sie ihn wiedersehen.
Er war nach 12 langen Jahren aus seiner Heimat ins kleine beschauliche Sauerlandstädtchen zurückgekehrt, stand nun seinem Sohn in dessen Restaurant mit Rat und Tat zu Seite.
Nahezu 30 Jahre war es her, dass sie sich kennengelernt hatten.
Sie waren jung damals und fröhlich und gut aussehend, das fanden sie jedenfalls.
War das lange her.
Damals war in beiden Familien ein junger Hund eingezogen. Mit beiden Hunden – ihrer war ein Airedaleterrier gewesen, der andere war ein Bouvier – hatten sie sich zur Ausbildung im Schäferhundeverein angemeldet. Beide Hunde waren sozusagen Exoten zwischen den gelehrigen Schäferhunden und bei weitem nicht so gut erzogen, wie diese. Auch nicht nach Vollendung der Ausbildung. Aber Spaß und Freude hatte es gemacht. Gelacht hatten sie viel.
Die Zeit war über das Land und er und seine Familie in seine Heimat gezogen- sie hatten sich aus den Augen verloren.
Und jetzt waren sie wieder da. Wie schön!
Und schon standen sie vor ihm und die Freude war riesengroß! Umarmungen, Küsse rechts und links auf die Wangen und die Augen leuchteten wie einst!
Besonders sie freute sich unbändig: was hatten sie für fröhliche Stunden miteinander verbracht.
Der Freund, der sie begleitete, schien erstaunt: „Er freut sich richtig doll.“
„Ja“ erwiderte sie: „Er sieht uns vielleicht noch mit unseren dunklen Haaren. Sieht mich immer noch als junge Frau. Nun sind meine Haare schon weiß. Seine sind ja noch so schön schwarz, wie einst.“
Der Freund schaute sie irritiert an: „Bitte? Was meinst Du damit? Seine Haare sind doch auch grau.“
„Nein“ entrüstet schaute sie ihn an, „Seine Haare sind noch schwarz. Genauso wie früher.“
Sie hatten mittlerweile an einem Tisch im Gastraum Platz genommen.
„Na, warte mal ab, wenn er gleich an unseren Tisch kommt.“ Der Freund lächelte.
Und schon kam der Besprochene, brachte die Getränke auf den Tisch.
Verstohlen schaute sie auf sein Haupt. Und wirklich, sie konnte es nicht fassen: seine Haare waren ebenso grau wie die ihren und die ihres Mannes.
Der Freund schmunzelte: „Ich frage mich, wer wen noch als jungen Menschen vor den Augen hat.“
Sie lachten, wieder war da die Fröhlichkeit und die vergangenen Jahre nicht mehr sichtbar.

© Annette Gonserowski

1. April 2014

Kein Blick



Kein Blick
auf den Fluß.
nur Schwingen der Vögel
dunkel im Grau,
nur Schlagen der Wellen
gegen das Land,
nur Tuten der Schiffe
im Unwegsamen.

Doch die Bilder
hinter geschlossenen Lidern,
von treibenden Wellen,
von ziehenden Schiffen,
vom aufsteigenden Vogelschwarm,
bunt und nah.

(c) Annette Gonserowski
30.03.2014
Im dichten Nebel war die Elbe nicht sichtbar