Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








31. Oktober 2006

Vergessen



An meinem Mittagsweg

"Vergessen"

(c) Annette Gonserowski

Liebe



Kierspe, Stadtteil *Dorf*


In den Zauberfarben des Herbstes



Dieses eine Wort,
das die Welt bewegt,
das Welt vermißt,
das wichtige
unter den vielen Worten,
dieses sanfte,
umwälzende Wort,
das die Welt auf den Kopf stellt,
das auch in mir ist,
dieses runde Wort -
es hat Kanten bekommen,
als Du gingst.

(c) Annette Gonserowski

30. Oktober 2006

Dialog


Krähen am Abendhimmel

Beim Aufräumen fiel mir ein uralter Entwurf in die Hände:


Büroalltag

für Frido

Er steht am Fenster gelehnt und schaut hinaus, sieht die Wolken eilig am Horizont ziehen.
Ein Flugzeug bahnt sich seinen Weg durch dunkle Wolkenberge.

"Wär' nicht schlecht, jetzt in diesem Flugzeug zu sitzen."

"Hmm", sie sieht nicht von ihren Tabellen auf. "... wo fliegt es hin?"

"Richtung Süd-Ost."

"................." Sie arbeitet weiter.....

"Ich nehme an, es fliegt nach Griechenland."

"................." Sie schweigt.

"Jetzt auf einer griechischen Insel! Sonne .... und Ruhe..... das Meer ..... allein am Strand."

"................" , sie lächelt. "Hmm...."

"Ich würde Dich sogar mitnehmen."

Durch die Wolken vor dem Fenster fällt ein Sonnenstrahl auf die Tabellen.

(c) Annette Gonserowski

28. Oktober 2006

Alter Mensch


Sie kamen
und nahmen
mit gierigen Händen
das Geld
und die Liebe
und gaben
dafür
ein Lächeln und Zeit.

Auch später sie kamen
und nahmen
das wenige Geld
und sahen
hinweg über flehende Augen -
mit weniger Lächeln
und weniger Zeit.

Endlich,
es gab nichts zu nehmen
als Liebe -
da kamen sie
nicht
und sahen
und hörten
nicht
Rufe um Hilfe.

(c) Annette Gonserowski

27. Oktober 2006

Dialoggedichte 4




Flamenca
Annette Gonserowski

Schau,
die rote Nelke
an meiner Brust.
Heut tanz ich Flamenco,
lös die verschränkten Hände
von meiner Brust,
lasse mich treiben
von peitschenden Rhythmen,
stampfe mit wirbelnden Füßen
meine Sehnsucht auf glattes Parkett,
dass die Stimme des Sängers
dunkel sich färbt,
und er singt
von Liebe und Tod,
dass die Saiten der Gitarre
zerspringen,
und die Castagnetten
einsetzen
in meinen Tanz.
Ich tanz
meine Liebe,
ich tanz
meine Trauer,
dass die Nelke
nah meinem Herzen verbrennt
in meiner Glut.


Flamenca
Gerhard Rombach


Du nennst dich Flamenca

was mich an Kastagnetten
denken lässt -
an spanische Nächte
und stolze Blicke

doch deine Seele spielt
argentinischen Tango -
wehmütig, sehnsüchtig
und geheimnisvoll

ich will tanzen mit dir -
mit dir und deinen Gedichten

Herbst



Bunter das Laub,
sanfter das Schweben
des fallenden Blattes,
mystisch des Rascheln
unter dem Tritt,
silberner das Mondlicht,
leuchtender der Stern,
tiefer die Nacht,
größer die Sehnsucht,
seit es Dich gibt.

26. Oktober 2006

Meine wunderschöne Heimat

Morgenspaziergang zum Brötchenkaufen mit meinem 12-jährigen Airedale-Terrier


Der Morgen naht


Auf dem Weg zur Backstube
Morgendunst über dem Industriegebiet


Dichterklause


Morgendunst im Tal



Idylle am Weg


Blick zum Padberg


Im Kerspetal


Rückkehr... zum Haus hinter der Hecke ...



begeistert ist er nicht über das Ende des Spaziergangs... *lächel*

24. Oktober 2006

Herbst





So farbenfroh,
so federleicht,
so voller Knistern,
voller Schweben,
so voller letzter Glut,
so voll Vergänglichkeit -
Du meine Liebe -
Herbst.

(c) Annette Gonserowski

Dunkle Jahreszeit

Die dunkle Jahreszeit beginnt.
Impressionen meines heutigen Morgenspaziergangs mit dem Hund.


wir sind unterwegs... (Bild aufgehellt)



unsere Nachbarn sind schon auf




wir kehren zurück.. im Haus meines Zwillings brennt Licht..

(c) Annette Gonserowski

Blauer Tag


Himmelbilder....

Heut schaut der Tag
mit Augenblau,
heut schmilzt das Herzeis.
Heut bau ich mir ein Nest
im Mittagslicht,
lern von den Elstern stehlen.
Ich sammele
das Glück der Stunde.
Den Wind, der flüchten mag,
bewahre im Nest -
mit Deinem Lächeln.

(c) Annette Gonserowski

22. Oktober 2006

Renga - Freundschaftsgedicht





Tagträume

Den Tag beginnen
mit dem Gedanken an Dich
und einem Lächeln

Den Tag ausklingen lassen
Dein Bild vor Augen im Traum

© Annette Gonserowski + Rosalva Godim

21. Oktober 2006

Dialoggedichte III





Blauer Tag

So kostbar
so schüchtern
dieser Tag -
so blau

Komm, lass uns
weiterziehn
der Sonne entgegen.

Gerhard Rombach

Aufbruch

Dem Tag
die Schüchternheit
nehmen,
das Bündel schnüren,
aufbrechen.

Annette Gonserowski

2006

20. Oktober 2006

Dialoggedichte II



Herbst

Den Goldflimmer
aus den Gedanken schütteln,
die Seele vom plüschigen Samt befreien-
jetzt die Ahnung des Schnees einatmen,
der Eiskristallglitzern in die Augen weht,
das Herz weit werden läßt.

In der unverbrauchten Kühle,
die Lungen mit Neuem füllen....

Annette Gonserowski


Sieh den Schnee
der aus dem Norden kommt
und fühle die Eismeerluft
die ich dir sende
Atme mich ein,
lasse dein Herz
weit werden
und schneller schlagen
Goldflimmer
in der Seele

Gerhard Rombach

2003



18. Oktober 2006

Herbst


Getöpferte Krähe
Krähe und Foto (c) Christine Greiner

Die Krähen kehrten zurück
aus der Freiheit des Sommers,
beklagten die Kälte
im blattlosen Baum,
suchten Zuflucht
zwischen den Häusern.

Der Schuß löste sich lautlos,
hinein in ihren klagenden Ruf.

(c) Annette Gonserowski 10/2006

Sprachlose Kommunikation

Herbst




Nebel zieht durch das Tal
kalt fällt der Wind
herunter vom Berg -
bald wird es Winter.

Ich sammelte Beeren
und Nüsse und Holz,
den Schafen nahm ich
im Sommer den Pelz,
den Jasminstrauch
trug ich ins Haus.

Dich bat ich
um die Worte des Frühlings.
Du gabst sie mir,
schockgefroren.

(c) Annette Gonserowski

17. Oktober 2006

Endlich




Immer noch
diese Schrecksekunde,
immer noch
dieser Beinahe-Tod,
immer noch
dieser Fast-Herzstillstand,
immer noch
dieses Zittern
und weiche Knie.

Und doch:
endlich
ein Blick
und endlich wieder
ein Wort.

© Annette Gonserowski

16. Oktober 2006

Oktober
























Verschweige das Bunt des Blattes
unter dem Himmel am Mittag,
der nach Schnee riecht.
Ahnungsschwere Wolken
treiben an ihm,
die gefärbten Berge erklimmend,
hinter denen die Angst sich verbirgt.

Schau nur! Hinter den Zweigen
rüsten die Vögel den Abschied!
Die Sonne versinkt schnell.
Dunkel das Haus
im Schatten der nahenden Kälte.
Bald trägt der Baum die Trauerfarbe.

(c) Annette Gonserowski

15. Oktober 2006

Kierspe


Beschauliches Kierspe


Blick Richtung Sportanlagen



Ein wunderschöner Bauerngarten am Weg


Der Morgen erwacht
Blick vom Parkplatz der Sportanlagen in den Padberg


Offen für Worte
oder:
lasst Worte Taten folgen..


Hinter der Dornenhecke
Kierspe brennt - angezündete und abgebrannte Sporthalle


Die andere Seite
abgebrannte Sporthalle


Wir gehen weiter zur Tennishalle
angezündete und abgebrannte Sportanlage an der Tennishalle



Heile Welt

Zum 100. Geburtstag meines Vaters


geliebter Papa (t 29.09.1991)

An dem Weidenzaun am Ende der Pferdekoppel stand Papa des abends oft, den Ellenbogen auf den krummen Eichenpfosten gestützt - ein schon sehr alter Mann.
In den letzten Jahren war er kleiner geworden, doch über sein Gesicht huschte noch hin und wieder dieses verschmitzte Lächeln seiner Kindheit und sein schneeweißes Haar war füllig, wie das eines jungen Mannes.
Von diesem Platz blickte er jeden Abend ins Tal, das sich im Laufe der Jahrzehnte wenig verändert hatte. Noch immer schlängelte sich der Bach durch die Auen, vor dem Bauernhof etwas höher am Hang standen seit Urzeiten die mächtigen Buchen und in dem Wald weiter oben hatte er schon als Kind mit seinem Vater Reisig unter den weit ausladenden Wipfeln der Bäume gesammelt.
Oft gesellte ich mich zu diesem ruhigen Menschen, schaute gemeinsam mit ihm in die Abendstille, genoss die Gelassenheit und den Frieden des Augenblicks. Ich schaute auf seine Hand, die die Falten des Alters trug, in sein noch rotwangiges Gesicht und in diese beruhigenden Augen, die die Weisheit des Lebens erkannten.
Ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart, liebte diese schweigsame Zeit gemeinsam mit ihm.
Im Winter, wenn der Sturm vom Tal kommend um unser Haus fegte, hohe Schneewehen den Weg versperrten und die Dunkelheit früh hereinbrach, wartete ich auf das allabendliche Knarren der Pferdestalltür, es kündigte mir sein Kommen an, denn er füttere die Pferde, die ihre Boxen im Untergeschoss unseres Hauses hatten, stets zu gleichen Zeit. Meist stand er am Trog der Stute, fütterte ihr Hand um Hand den Hafer, kraulte ihr liebevoll den Schopf über der breiten Stirn, flüsterte ihr heimliche Worte ins Ohr. Er liebte diese Sute von ganzem Herzen, sie war die Begleiterin seines späten Alters. Er führte sie zur Weide, stand am Gatter, beobachtete ihr genüssliches Grasen, brachte sie in den Stall zurück, wenn sich dunkle Wolken am Himmel sammelten und dicke Tropfen zur Erde regneten. Kaum lugte jedoch die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor, führte er die Stute wieder zur Weide, das Fohlen des Jahres sprang übermütig voran.
Er hütete die Pferde wie seinen Augapfel.
Manchmal unternahm er mit ihnen kleine Spaziergänge, zeigte ihnen die nähere Umgebung, freute sich an der Bewunderung der Spaziergänger. Die Pferde wurden sein Lebensinhalt.
Er ordnete den Stall, stapelte den Mist auf einen Haufen am Ende der Koppel, in einer geordneten Form. Er war stolz, wenn im Frühjahr und Herbst die Kleingärtner der Nachbarschaft kamen, um in ihren Schubkarren die für sie wertvolle Mistfracht zu holen.
Ich gesellte mich gern zu Papa, wenn er abends im Stall die Pferde fütterte. Die große Neonröhre war ausgeschaltet, nur ein kleines Notlicht hüllte den Stall in eine heimelige Atmosphäre. Ich lehnte mich an das Gitter der Box und schaute ihm zu, lauschte den leisen Worten dieses gütigen, alten Mannes, dessen Züge mir vertraut waren, den ich von ganzem Herzen liebte, dem ich nicht nur in diesen Momenten nah war.
Er erzählte mir in diesen stillen Stunden zwischen Tag und Nacht von früheren Zeiten. Aber auch Dinge, die ihn am Tag beschäftigt, erfreut oder beunruhigt hatten. Auch ich, die ich meist verschlossen war, löste mich in dieser trauten Zweisamkeit, öffnete ihm mein Herz. Wir beide genossen diese Stunden.
Verließ das Fohlen, wenn es ein oder zwei Jahre alt war, den Stall, um bei einem großen Aufzüchter artgerecht aufgezogen zu werden und um einem neuen Fohlen Raum zu bieten, so brach es ihm fast das Herz. Natürlich begleitete er das Fohlen mit uns zu seiner neuen Lebensstätte. Verstohlen wischte er sich die Tränen aus seinen altersschwachen Augen. Er nahm auch weiterhin an dem Leben seiner Pferdekinder teil, besuchte Turniere, an denen sie teilnahmen und freute sich über die Erfolge, die sie erzielten.
Einmal äußerte er den Wunsch, ein Fohlen zu besuchen, das, nunmehr fünfjährig, in einem Nachbarort seine Heimat bei guten Freunden gefunden hatte. Liebevoll streichelte er den Kopf des Pferdes, das erkennend wieherte, als er den Stall betrat.
Gerührt betrachtete ich die stille Zwiesprache zwischen Mensch und Tier, hielt mich im Hintergrund, um sie nicht zu stören.
Es war das letzte Mal, dass er das Tier sah und heute düngt es mich wie ein bewusstes Abschiednehmen.
Nimmt man bewusst Abschied von Menschen, Tieren und von Dingen, die man liebt? Oder geschieht das unbewusst? Weiß man um sein Ende?
Im letzten Jahr seines Lebens hatte sich eine unheilbare Krankheit seines Körpers bemächtigt, die ihn belastete, ihm Schmerzen und Einschränkungen brachte. Längst hatte ich stillschweigend seine täglichen Arbeiten im Stall und auf der Weide übernommen. Meist gesellte er sich zu mir, stand mir mit seinem Rat zur Seite.
Seine Augen hatten ihre Sehkraft verloren, er war fast gänzlich erblindet, konnte Dinge nur schemenhaft wahrnehmen. Er bewegte sich nur noch in seiner vertrauten Umgebung.
Oft hatte ich das Bedürfnis, ihn schützen zu wollen, vor den Unbillen des Alters, die mir mit ihrer Grausamkeit bewusst wurden.
Aber auch die Sanftheit und Gelassenheit des Alters wurde mir tröstlich bewusst, die alle Hektik und Wunden der Jugend hinter sich ließ.
So wie im Winter die Ruhe in der Natur einkehrt, nach den Stürmen des Herbstes, wenn Schnee die raue, harte Erde liebevoll umhüllt, so bereiten die nachlassenden Kräfte des Alters den Menschen auf seine letzte Ruhe vor.
Eines Morgens im späten August fuhr ich Papa in das Krankenhaus der Kreisstadt, wo man durch einen kleinen Eingriff seine Krankheit erträglich machen wollte.
Ich fuhr mit ihm über eine landschaftlich reizvolle Nebenstrecke, um ihm eine Freude zu bereiten. Der Anstieg führte durch Wiesen, auf denen die Kühe im Licht der aufgehenden Sonne friedlich grasten, während andere noch nachttrunken ihr Fellchen in den ersten Sonnenstrahlen wärmten. Auf den Sträuchern am Wiesenrand lagen die Spinnweben des Altweibersommers.
Auf den langen Drähten der Überlandleitung sammelten sich an diesem Morgen die ersten Zugvögel, deren beschwerliche Reise in die wärmeren Gefilde bevorstand.
Mir wurde wehmütig und in einer Kammer meines Herzen streifte mich der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn dies der letzte Weg meines geliebten Vaters wäre, wenn es ein Weg ohne Wiederkehr sein könnte. Entsetzt verwarf ich ihn schnell wieder.
Wenig später führte uns unser Weg durch dichten Wald, dessen Fichten die Dunkelheit der Nacht bewahrt hatten. Ein Reh kreuzte unseren Weg, sprang erschreckt davon - kurz nur konnte ich einen Blick seiner Augen erhaschen.
Papas Krankheit verbesserte sich nicht während dieses Krankenhausaufenthaltes.
Bei meinem letzten Besuch an seinem Krankenbett, vor Antritt eines Kurzurlaubes, fand ich einen unruhigen, in Schmerzen stehenden, hilflosen alten Mann vor, der kaum meinen Worten Gehör schenkte. Ihn beschäftigte nur das "Teufelszeugs in dem Tropf", das er verantwortlich für seinen Zustand betrachtete. Dieser hatte sich verschlechtert, doch sein Geist war hell und klar wie immer. Nach Ansicht der Ärzte bestand keine akute Lebensbedrohung, so drängte er uns, die geplante Reise in die Südheide mit unseren Pferden anzutreten.
Der Abschied fiel mir sehr schwer. Liebevoll schloss ich ihn in den Arm, fühlte seinen nunmehr knochigen Körper, öffnete nach Verlassen des Zimmers noch einmal die Tür, um ihm noch ein Lebewohl zuzuwinken, sein Bild in meinem Herzen aufzunehmen. In einer Woche würden wir uns wieder sehen.
Am nächsten Morgen hatten wir das Auto bereits gepackt, brauchten nur noch im Reitstall die Pferde abzuholen. Als das Telefon klingelte, glaubte ich, dass mein Zwilling mir einen guten Morgen wünschen wollte, wunderte mich über den Anruf in der frühen Stunde.
Es war nicht Ulrich, es war ein Mitarbeiter des Krankenhauses, der uns telefonisch die Mitteilung machte, dass Papa gestorben war. Sein Herz hatte beim Rasieren im Bad einfach aufgehört zu schlagen.
Ich sah ihn wieder, als ich an seinem geöffneten Sarg von ihm Abschied nahm, in dem er wie schlafend lag, nur die weißen Haare hatten sich im Tode mit schwarzen Strähnen durchzogen.

Zum letzten Mal sah ich sein geliebtes Antlitz, das mir in meinem ganzen Leben immer freundlich begegnete, das in Liebe zu mir sprach. Ich verlor mit ihm den Menschen, der mich am bedingungslosesten liebte, dem mein Wesen nahe ist und den ich noch heute schmerzlich vermisse.

***

Vorbei

Zogst mit
dem letzten Vogelschwarm.
Kein Halten mehr!
Dein Duft,
ihr Schrei
verweht im Wind.
Vorbei - vorbei.

Such Spuren
nun im Abendrot.
Such dein Gesicht.
Nur einen Hauch!
Nur einen Ruf
im Dämmern noch!
Vielleicht - vielleicht.

Unterm letzten Blatt
am kahlen Zweig:
die Feder dort!
Ein Atemzug?
Ein Flügelschlag?
Wolken treibt
der Wind, der Wind.

(c) Annette Gonserowski

12. Oktober 2006

Einst und im Augenblick der Bauphase


Ulrich baut.
Bauphase: Altes weicht.


Mein Zwerghuhn und ich


Mutti, Ulrich und das Ziegenkitz


Das Ziegenkitz und ich

Treibend


Kommunikation

Einen Hahnenschrei
kürzer
der Tag
entfernend
der Eidergans Ruf
taumelnd
die Stunde
im Wind
ein Blatt
ruhelos
treibend
wir
umklammern
die Hand
bei dem Eintritt
in die einen Hahnenschrei
längere
Nacht.

(c) Annette Gonserowski

Dieses Gedicht habe ich bewußt ohne Punkt und Komma geschrieben, um die Flüchtigkeit der Zeit und das Treiben des Herbstes zu unterstreichen. Es ist auch "treibend" zu lesen.

11. Oktober 2006

Herbst




Auf leeren Feldern
lodern letzte Leidenschaften.
Webe Dein Spinnennetz
zum Halt der flüchtigen Zeit.
Schüre die Feuer,
die Kälte lauert hinter fahlen Blättern,
das flache Licht trägt schon
der schwarzen Vögel Schrei.
Durch die Nebel lärmen Kriegsmanöver -
es brechen frostige Zeiten an.

(c) Annette Gonserowski

Dieses Gedicht schrieb ich 1984. Es ist erschreckend, wieviele Kriege, Kriegsmanöver und Säbelrasseln - jetzt auch wieder mit nuklearen Waffen-, die Welt nach wie vor in Tod und Leid, Angst und Schrecken versetzen.

Nicht stören


Hagen,
erleuchteter Turm des Ratskellers, dem Tagungsort unseres Autorenkreises

Es ist gewiß,
dass die Vögel
wiederkehren,
die von dannen zogen,
lautklagend
im Schatten der Nacht,
dass der laubleere Baum
Knospen trägt
unter dem Eis,
Deine Spur eingegraben ist
in die felsige Herzwand.

Das Wissen
nicht
durch Worte
stören,
dass die Liebe
bleibt.

(c) Annette Gonserowski

10. Oktober 2006

Dialoggedichte




Hin und wieder schreibe ich mit Gerhard Rombach Dialoggedichte.
Einige von ihnen wurden bei Thyla. de veröffentlicht. Danke, Georg!
http://www.thyla.de/inuns/

Hin und wieder werde ich nun im Blog eines dieser Gedichtepaare veröffentlichen.
Dieses Mal waren es mehr als zwei, die hin und her geschickt wurden.
Es macht einfach Freude :-)))


Der Wind
(Gerhard)

Worte der Liebe
schreibe ich in den Wind
und als Adresse
"nur für dich"

Der Wind
wird dich finden -
spürst du schon
wie er dich berührt,
dich umwirbt,
deinen Namen flüstert
und dich zärtlich
umarmt?

Spürst du mich?

Nördlicher Wind
(Annette)

Heut bot ich dem Wind
mein Gesicht,
damit er mir streichelnd
ferne Worte
flüsternd vertraute.
Doch er kam
vom Norden,
verfing sich im kahlen Geäst,
spielte mit Wolken
und letztem Blattwerk,
zog fort.


Nordwind
(Gerhard)

Lass dem Wind
sein Spiel
der von Norden kommt
und nicht weiss
was Wärme ist

Lass dem Nordwind
sein Spiel mit Wolken
mit Blattwerk
und der Strähne
in deinem Gesicht

Trau dem Nordwind nicht,
dem flüchtigen Wanderer
der Herzen stiehlt
und sorglos weiterzieht
nach Süden


Nordwind
(Annette)

Der Wind,
der mich umspielte,
kam vom Norden,
er strahlte im Polarlicht,
trug Eiskristallfunkeln
in seinen Augen
und Schneewehen
um sein Herz.

Er flüsterte Worte
von vergangenen Nächten
des Mittsommers,
voll Wärme und Licht.

Er zog weiter,
nahm mit
meine Liebe
zum südlichen Ziel,
Er ließ mich
voll Sehnsucht
frierend
zurück.


(c) Gerhard Rombach Annette Gonserowski

9. Oktober 2006

Schenke mir Träume




Schenke mir Träume
in der Dämmerung,
damit Tagesbilder verblassen
und die Sehnsucht schweigt.

Schenke mir Deine Träume,
damit mein Herz
ruhiger schlägt,
weil ich in ihnen bin.

(c) Annette Gonserowski

8. Oktober 2006

Windbraut




Heut' bin ich Windbraut,
flechte mir fliegende Blätter ins Haar,
kleide mich im Gewand aus Licht,
heut' färbt der fremde Windhauch
die Wangen.
Vom Erdbeerfeld pflück ich
die vergessene Frucht,
lege sie Dir auf die Lippen.
Heut' blitzen die Augen,
heut' bin ich frei,
heut' such ich keine
Stätte zum Bleiben.

(c) Annette Gonserowski

6. Oktober 2006

Rinde der alten Kastanie

Einbahnstraße








Du gingst den Weg
zu mir,
Silbe um Silbe
auf dürstendem Boden
zum Herzen.

Mein Weg
zu Dir
war versperrt
mit schwarzem Punkt
am Ende des Satzes.

(c) Annette Gonserowski