Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




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27. August 2021

Zum Geburtstag meines Bruders



 

Zwillingsgeschwister

 

Entsprungen sind wir einer Knospe,

geweckt hat uns ein Sonnenstrahl -

       zwei Blätter eines Baumes.

 

Zur selben Zeit sind wir gewachsen,

derselbe Sternenglanz traf unser Ohr,

uns traf gemeinsam Licht und Schatten.

 

Zwei Winde trennten unsere Zeit,

angstvoll sah ich Deinen Flug,

sah den gelösten Freudentaumel.

 

Der andere Wind riss mich dann mit,

ließ auch mich freudig tanzen

und trug mich fern von Dir.

 

Dort traf uns doch der eine Regen

und auch derselbe Tag.

Derselbe Wind hob uns empor,

 

ließ uns einander streifen

und trennte unseren Weg

zum selben Ziel des Humuswerdens.


 

 

(c) Annette Gonserowski

ca. 1984 geschrieben

8. August 2021

Für meinen *großen* Bruder

 

 


Fest steht der Stamm,

der uns Zweige trägt,

wenn wild der Wind

uns durcheinanderfegt.

Gelassen lauscht er unserem Knarren,

unserem Weh:

gekerbt ist seine Rinde

und erfahren

von manchem Sturm

und manchem Weh.


für Horst

(c) Annette Gonserowski


Heute hat mein älterer Bruder (t) Geburtstag. Dieses Gedicht widmete ich ihm. Es steht in meinem zweiten Buch, "Zwischen den Sonnengängen", erschienen 1984.

1. August 2021

Kalenderblatt August


 

Mit dem Kalenderblatt des Monats August wünsche ich Euch einen schönen Monat.

Meine Freundin Claudia Ackermann schenkte mir diesen Kalender, in dem sie ihre Aquarellen meine Gedichte zur Seite stellte, Hier hat sie wunderschöne Motive aus meinem südlichen Lieblingsort Denia (Spanien) gemalt.

Danke liebe Claudia.

(c) Aquarelle: Claudia Ackermann, ackiart.de, Gedicht (c) Annette Gonserowski

20. Juli 2021

Die Natur ist stärker

 


Der Mensch ist stark.

Er macht sich die Erde untertan,

erklimmt höchste Höhen,

dringt in tiefste Tiefen,

schwingt sich in die Lüfte,

ist Herr über Mensch, Tier und Natur,

gnadenlos.

 

Die Natur ist stärker.

Sie schlägt zurück mit Gewalt,

mit Blitz, Donner und Regen,

macht Bäche zu reißenden Flüssen,

sie treten über die Ufer,

brechen Dämme,

Fluten brausen über das Land ,

reißen mit Bäume, Häuser, Tiere und Menschen.

 

Die Natur ist stärker,

sie fragt nicht nach Schuld

oder Schuldlossein.

 

(c) Annette Gonserowski


 

11. Juli 2021

Dialoggedicht

 

Kunstwerk *Buch mit sieben Siegeln*


 

Blick zurück 

 

Inmitten der Großstadt

am Saum der Straße

die Lindenallee.

 

Glücklich und frei,

den Schal um die Schulter geworfen,

Wind in den Haaren,

blitzende Augen,

die Wangen gerötet

in der Kühle des Tages,

blicke ich über die Schulter

zurück

und lächle.

 

(c) Annette Gonserowski

 


 

 

Dein Gedicht, aus meinen Augen

 

Ich höre den Lockruf der Sehnsucht.

Hüte mich aber den Traum zu ergründen.

Und doch, wage ich den Blick zurück.

 

Stürmisch zerrt der Wind an den Haaren,

er zaubert mir ein Rot auf die Wangen.

Ich fühle mich so unbeschwert und leicht.

 

Verschwommen, sehe ich mich an der Lindenallee

und spüre den Sog der Großstadt.

Zu schnell war vorbei, was kaum begonnen.

 

Verstört, schiebe ich meine Sehnsucht

in die Lade des Vergessens.

 

(c) Ulrike Schmidt