Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








21. November 2021

Zum Totensonntag

Auf Ulrichs Grabstein
 

 


 

Mein Zwilling

 

Mein Zwillingskind!
Mein Ying und Yang,
Du andre Hälfte meines Lebens.

Ich mußt' Dich gehen lassen....

Nun stehe ich an Deinem Grab,
im Innern krumm und schief,
fehlst Du mir, meine Stütze.

 

(c) Annette Gonserowski

 

 

19. November 2021

Einnisten

 


 

Wenn ich still sitze,

an nichts Bestimmtes denke, 

ein wenig träumen möchte,

dann kletterst Du,

leise,

um mich nicht zu störem,

über die Lehne des Sofas

hinauf auf die Schulter,

meldest 

leise

Deine Ankunft ins Ohr,

schlüpfst behende hinein,

nistest Dich in meinen Gedanken ein.


(c) Annette Gonserowski

aus Freund Gedicht 1984

Zugvögel

 

 


 

Im erwachenden Jahr

sandtest Du sie zu mir:

dunkle Gefieder

voller Ahnungen,

Sehnsucht,

Verlangen und

Leidenschaft.

 

Im neigenden Jahr

schick ich sie zu Dir:

zwischen den Flügeln

die Liebe -

nur diese,

unerfüllt.

 

(c) Annette Gonserowski

aus "Flamenca, der unschuldige Duft des Jasmins"

16. November 2021

Getröstet

 

 


 

Manchmal sind ein Blick,
ein Wort,
eine Geste
oder die Zeile eines Gedichts
wie ein warmes, weiches Kleid,
in das man sich kuscheln kann,
getröstet und umhüllt. 


(c) Annette Gonserowski

15. November 2021

Dialoggedichte - Insidereinblicke

 

Bank an der Fürwigge-Talsperre

 

Mit Gerhard Rombach verband mich eine nahezu 20jährige  Dichterfreundschaft, in der wir auch Dialoggedichte schrieben. Eine Auswahl davon sind in unserem Buch "Wortnah" veröffentlicht, andere schlummern in meinem Computer.

Oft schrieben wir Dialoggedichte mit einem Augenzwinkern.

 

Hier einmal ein Dialog, der zeigt, wie es ablief.

 

Anfrage: Dialoggedicht?

 

Schreiben

an diesem Tag

über den Nebel,

der alles verhüllt:

die Bäume,

die Bank*,

den Weg, der zu ihr führt.

 

Schreiben

an diesem Tag

über die Stille

die alles umhüllt,

die Gedanken

den Herzschlag,

die vergangene Liebe.

 (c) Annette Gonserowski


 

*wir stellten uns manchmal vor, gemeinsam auf einer Bank an einem See zu sitzen und uns auszutauschen. 

 

Gerhards Antwort:

 

Wie soll ich Schönes schreiben

wenn Nebel am Fenster klebt und

Liebe eine Erinnerung ist

 

Wovon soll ich schreiben wenn

meine ganze Sehnsucht einem

Hamburger gilt ... :-) 

(c) Gerhard Rombach

 

meine abschließende Antwort:

 

Schreiben

an diesem Tag

über den Nebel,

durch den der Duft zieht

von Hamburgern

mit Schinken und Käse,

der das Verlangen nicht stillt,

nicht den Hunger

nach Speisen und Liebe.

 

 (c) Annette Gonserowski