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15. Dezember 2007

Weihnachtliche Szene VIII


Es ist heiliger Abend.
Vor wenigen Stunden sind sie nach langer Reise in Spanien angekommen. Die Straßen waren leer, als sie bei untergehender Sonne nach langer Fahrt ihr Ziel erreichten.
Nun stehen die Koffer ausgepackt im Haus.
Sie sind hungrig.
Sie gehen durch den Hafen. Viele Restaurants säumen den Weg. "Cerrado" - geschlossen. Tür um Tür trägt dieses Schild.
Ein Restaurant hat die Tür weit geöffnet. Erleichtert treten sie sein:"Tut mir leid", bedauernd zuckt der Wirt mit den Schultern, "wir sind voll."
Sie gehen weiter und weiter, der Hunger und die Müdigkeit zerren an den Gedanken.
Im chinesischen Restaurant finden sie Einlass. Nicht das Restaurant, das sie sich wünschten. Groß und unpersönlich bietet es Gastraum. Sie werden freundlich begrüßt und bewirtet. Nirgendwo der Hauch des heiligen Abends. Popmusik schallt aus den großen Lautsprechern an allen vier Ecken des Raumes. Die meisten Stühle sind leer. Nur sie und wenige Tische weiter eine spanische, große Familie speist hier an diesem Abend.
Tristesse breitet sich aus, die Illusion des Weihnachtszaubers verfliegt.
Am Nebentisch scharren Stühle, werden ein wenig zur Seite gerückt. Da beginnt Eine zu klatschen, dann klatscht eine weitere, dann klatschen alle im Takt des Flamenco. Fröhlichkeit erfasst die Runde, schwappt hinüber zu ihnen. Auch sie beginnen zu klatschen, erst zögernd und leise. Mutiger und mutiger werden sie lauter, werden eins mit den Anderen. Sie klatschen im Takt, sie lachen gemeinsam, Grenzen fallen, sie sind eins.

(c) Annette Gonserowski

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