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24. März 2007

Picasso - Malen gegen die Zeit



Heute besuchte ich mit KUK, dem Kulturverein meiner Heimatstadt, die Ausstellung:

Picasso - Malen gegen die Zeit.

Sie ist noch bis zum 28. Mai 2007 in K 20 - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen.

Durch die Ausstellung führte uns die Kunsthistorikerin Frau Dr. Karin Mohr. Ihr lebhafter, hochinteressanter Vortrag ließ die Ausstellung noch facettenreicher, noch interessanter werden. Die knappe Zeit, die der Kunsthistorikerin hierfür zur Verfügung stand, ließ ahnen, wie es sich anfühlt, wenn all das, was man vermitteln möchte, in einen zeitlich begrenzten Rahmen gepreßt werden muss. Und genau das ist das Thema dieser Ausstellung: das Spätwerk Picassos in den Jahren 1960 - 1972 - Malen gegen die Zeit.

Mich faszinierte wieder einmal die Erkenntnis, wie reduzierter, offener, auf den Punkt gebrachter die Aussagen der Werke von Künstlern sind, wenn sie am Ende eines langen Lebens geschaffen werden. Wie wenig Rücksicht auf Konventionen genommen wird, auf wie wenig sich das Wesentliche reduziert.

So auch bei Picasso: er greift die zentralen Themen seines Lebens auf: pastorale Liebesszenen, (ungleiche) Paare, Aktfiguren. Mit Matadoren verweist er auf Spanien, seinen Ursprung und die spanische Tradition. Schonungslos und atemlos gestaltet er täglich ein Bild, gehetzt von der sich neigenden Lebenszeit.

Atemlos auch wir, den ablaufenden Prozess erkennend, bemerkend, wie sein Lebenswerk sich dem Ende nähert, dem Finale entgegen, das im letzten seiner Ölbilder Ausdruck findet: die großformatige Umarmung, die den Anfang und das Ende bedeutet. Ineinanderverschlungen Mann und Weib, fast als Fisch sichtbar, wären nicht da die reduzierten Merkmale: Penis, Busen, Vagina. Um sie herum Wasser, schaumgekrönt, die griechische Mythologie aufgreifend, in der Adonis umkommt und aus seinem Blut Aphrodite schaumgeboren wird.

Nach diesem Ölbild gestaltete Picasso nur noch Zeichnungen, von denen mich besonders sein Selbstbildnis berührte: in den Farben blau (vergeistigt), rot (Fleisch) und deren Vereinigung zum Lila (Trauer, Transzendenz) gemalt, schaut er mit großen, angstgeweiteten Augen dem Tod entgegen.

Mich hat die Ausstellung sehr berührt und mir einmal mehr bewußt gemacht, dass Zeit begrenzt ist. Lassen wir sie nicht ungenutzt verrinnen.

Carpe diem.
(c) Annette Gonserowski

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