Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








28. Februar 2009

Zugvögel





Nicht stören


Es ist gewiß,
dass die Vögel
wiederkehren,
die von dannen zogen,
lautklagend
im Schatten der Nacht,
dass der laubleere Baum
Knospen trägt
und unter dem Eis
Deine Spur eingegraben ist
in die felsige Herzwand.
Das Wissen
nicht stören
durch Worte,
dass die Liebe
bleibt.


(c) Annette Gonserowski

In den gestrigen Abendstunden kehrten die Kraniche zurück. Vom Abend an bis weit nach Mitternacht umkreiste ein riesiger Schwarm meinen kleinen Wohnort und unser Haus. Laute, klagende Rufe, die mich in den Schlaf begleiteten.
Sie haben die letzten Nachtstunden auf der Wiese gegenüber des Hauses unserer Freunde verbracht. Als ich am Morgen dorthin ging, um Fotos zu machen, flogen sie gerade auf, gestört durch unachtsame Spaziergänger, die mit ihren freilaufenden Hunden den Feldweg längs des Rastplatzes der Vögel gingen.
Die Fotos entstanden während sie die Formation bildeten und nach mehrmaligen Kreisen in der Luft den Weg Richtung Norden nahmen.
Ich gab ihnen Grüße mit.

Haus-Weisheiten

Berlin, Hackesche Höfe
Fremde, vertraute Worte

26. Februar 2009

Am Morgen



Vor dem Fenster
erwacht endlich der Tag
nach dieser langen Nacht,
in der die Gedanken einfielen
in leere Stunden,
mit dunklen Dohlen,
die Schutz suchten
in den Zweigen der Bäume.

Trüb ist das Licht
über den Dächern
der schlaftrunkenen Stadt.
Schwarze Gedanken
fliegen stadtauswärts
unter den Schwingen der Vögeln,
die rufen vom Wachen,
in nächtlichen Stunden.


Aus dem Himmel fällt Schnee
auf Erde, auf Mensch,
weiß, tröstend, noch spurlos.

(c) Annette Gonserowski

25. Februar 2009

Unsere Träume


Rechts
von unserer Straße
steigen aus den dicken Röhren
der Traumfabrik
unsere weißen Träume
in den goldenen Abendhimmel.

Unsere Träume,
Wasserdampf
aus den Kühltürmen
des Kraftwerkes,
heißer Dampf,
gekühlt
in der beginnenden Nacht.

(c) Annette Gonserowski

24. Februar 2009

Stadt-Balkone im Winter










Auf den Balkonen
der vergessene Sommer,
die Mußestunden
im Abendlicht.
Vergangene Worte:
ein Schatten im Schnee.
Der Sommervogel

auf der Suche nach Leben,

ruft mit der Stimme des Waldes
zwischen Beton.

(c) Annette Gonserowski

13. Februar 2009

Im Regen




Baden-Baden

Regen auf Straßen,
auf nahendem Auto,
auf meinem Gesicht.
Ein Gesicht, sichtbar zwischen den Scheibenwischern,
spritzende Nässe gegen fallende Tropfen,
in den Pfützen Vergangenes.

Worte gen Himmel:
möge es halten,
mögen Worte sich mischen
im Regen.
Langsamer rollt es,
ein Blick in die Augen,
dunkel und alt.

Zögernde Worte,
fallende Tropfen,
ineinanderfließende Blicke.
Sprudelnde Worte,
springende Tropfen,
Lachen - verborgene Tränen

im Regen.

(c) Annette Gonserowski

12. Februar 2009

Verweilen


Noch etwas verweilen
in den Gedanken,
in dieser Hülle
aus Erinnerungen.

Verweilen in Worten,
in Nähe,
in Liebe,
im Stolpern des Herzen.
Beschwingt sein
in den Knospen
der aufbrechenden Liebe.

Noch etwas verweilen.

(c) Annette Gonserowski

11. Februar 2009

Nicht nehmen










Man kann einander nicht nehmen,
die Nähe von einst,
nicht ein gesprochenes Wort,
nicht den Herzschlag,
der stockte vor Glück.

Man kann einander nicht nehmen
die empfangene Liebe,
die Sehnsucht,
nicht die Gedanken,
die Erinnerung.

(c) Annette Gonserowski

9. Februar 2009

Im Nebel


Durch den Nebel dringen
die Rufe der Glocken,
der Lufthauch des Flügelschlags,
der Atem der Erde unter dem Tritt,
das Ächzen der Brückenbohlen,
das Schnellen der Wellen.

Im Nebel verborgen
einsam ich.

Beim Lichten des Nebels
um mich herum
die ganze Welt.

(c) Annette Gonserowski

2. Februar 2009

Am Weg




Mitnehmen
die Warnung
des Eichelhähers,
die Gelassenheit
der Bäume,
die Weisheit
der Rinde,
das Klopfen
des Spechtes
nach Leben.

(c) Annette Gonserowski