Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








31. Juli 2006

Liebe

Würde ich
die Liebe beschreiben,
als buntes Bild,
würde ich schreiben
von einem schwarzen Strich
auf weißem Papier,
dünn
in der Mitte des Blattes,
stärker werdend,
sich öffnend
zum Herzen hin,
vom Feuerwerk
aus der Öffnung,
sprühend und bunt,
das den Himmel berührt
und von der Asche,
die zum Boden sinkt.
Würde schreiben
von der Glut,
die bleibt,
und dem schwarzen Strich
aus der Asche,
dünn in der Mitte des Blattes....

Ach, würde ich
über die Liebe schreiben.

(c) Annette Gonserowski

Uraufführung der vier Lieder



Uraufführung der vier Lieder
im Rahmen des Konzertes im Rittersaal der Burg Altena
(Veranstalter: Märkischer Kreis)
Gitarre: Andreas Koch
Gesang: Kay Gunther Pusch, Tenor des Mecklenburgischen Staatstheaters, Schwerin

Das Lied



Das Lied
pulsiert in mir,
läßt Abendschatten
hautnah tanzen.

Jede Note -
ein Herzschlag.
Jeder Ton
eilt herzwärts.

(c) Annette Gonserowski

30. Juli 2006

Meine dicke Dame































(c) Christine Greiner

Diese Dame modellierte Christine Greiner.
Ich finde sie einfach schön.

Christines Blog habe ich verlinkt.

Lächeln


Abendgespräch auf der Mole in Denia


Lächeln in Deinen
Augen und ein Funke, der
zu mir überspringt.

29. Juli 2006

Veilchenglück


Stiefmutterchen
(c) Annette Gonserowski

Im Kornfeld -
das Veilchen,
verborgen zwischen den Halmen,
Duft verströmend
gegen die Einsamkeit,
verbündet
mit dem Wind,
der die Halme auseinanderbiegt,
das Veilchen sichtbar macht,
den Duft
über den Rand des Feldes trägt.

(c) Annette Gonserowski

Christines Blog

Eine kleine Information:

ab heute hat Christine ihren Blog mit ihren Werken gefüllt. Dort wird sie nun in unregelmäßigen Abständen ihre wunderschönen Skulpturen und Gemälde veröffentlichen.
Ich hab ihn verlinkt.
Besucht ihn hin und wieder - es lohnt sich.

Annette

28. Juli 2006

Flamenca



... gerade gemalt....

(c) koko - Annette Gonserowski

Seelenverwandte

Ich träumte
von diesem Menschen,
der mir vertraut ist,
der mir so nah ist,
der fühlt,
wie ich,
dessen Gedanken
den meinen ähneln,
der die gleiche Richtung sucht.

Ich sah ihn im Traum,
er war mir so nah.

Nun wusste ich:
es gibt ihn.

Verbarg sein Bild
in der Kammer des Herzens.
Mal wartete ich lautlos
in den Nischen der Stille,
mal suchte ich ihn
in der lärmenden Menge.
Mal war ich gelassen,
mal war ich unruhig,
war fröhlich und traurig.


Ich erkannte ihn
am Klopfen des Herzens,
am Schwingen der Seele,
am Strömen des Atems,
sah es an den Gedanken,
sah es an meinen Augen,
fühlte es am Pulsieren des Blutes,
fühlte es mit allen Sinnen,
er war es,

dessen Bild
in meinem Herzen
verborgen war.

(c) Annette Gonserowski

27. Juli 2006

Erste Nähe

Nur mein Gesicht
an deiner Hand.
Nichts fragen,
nichts erklären,
nicht ein Wort.

Nur mein Gesicht
an deiner Hand,
dem Herzschlag nah.
Noch nicht den Mut
für deine Augen,
für ihre Farbe,
für ihre Tiefe,
für mein Bild darin.

(c) Annette Gonserowski

26. Juli 2006

Erwachen

Beim Erwachen
des Morgens
Dunst über den Wiesen,
Deine Worte
in den Gedanken
und Sehnsucht,
die zurückbleibt
im Tautropfen
beim Steigen des Nebels.

(c) Annette Gonserowski

Rückkehr


erste Lesung, Stadthalle Meinerzhagen, vor Jahren

Zurückkehren
zu unserem ersten Tag,
zu dem Weiß
und dem lichten Blau,
das unser Himmel war,
unschuldig
und leicht.

Die Zeit löschen,
zwischen diesem
und jenem Tag,
die nicht lebbar war,
und mit ihr die Fragen,
auf die wir die Antwort
nicht wußten.
Die Suche beenden,
die in die Irre führte,
weil sie am Ziel begann.

Zurückkehren
zu diesem ersten Tag,
zu unserem Ursprung,
zu unserer Unschuld,
zu unserer Geborgenheit,
zu uns.

(c) Annette Gonserowski

24. Juli 2006

Traumfänger

Die Feder,
die schwebend
meine Nächte teilte
in Stunden des Wachens
und Stunden des Schlafes,
in der sich die Träume verfingen,
die sanft, voller Sehnsucht waren,
schenkte ich dem Wind,
der mich liebkoste
und weiterzog.

(c) Annette Gonserowski

Weiße Zeit

Alles wiederholt sich:
weiße Gänseblümchen
im jungen Gras,
das Läuten der Glocken
im weißen Turm
zur Abendzeit,
weiße Wolken
hoch am Himmel,
durchtrennt vom Flug
des Kampfflugzeugs.

Ferienzeit, weit fort.
Still sitze ich am Meer:
Wellen, schaumweiß,
sie kommen und gehen,
rollender Stein,
Flug der Möwen -
keine weißenTauben.
Mit Touristen
am Flugsteig der
erste Flüchtling.

Alles wiederholt sich:
Gedanken, sie kreisen
voll Entsetzen,
mit Hoffnung und Zweifel,
Trauer und Angst,
Zeichen der Zeit.
Wieder ist Krieg.
Niemand, niemand
hängt aus Fenstern
weiße Fahnen.

(c) Annette Gonserowski

23. Juli 2006

Gedanke

Zwischen geschäftigem Denken,
zwischen hetzenden Zeichen am Bildschirm,
zwischen verschwimmenden Zeilen,
kam der Gedanke an Dich,
verlor sich der Blick in die Weite,
umspielte ein Lächeln den Mund.

(c) Annette Gonserowski

Was


(c) Ulrich Köhler, Kierspe


Was,
wenn das Herz
zu voll ist,
es sich dehnt,
bis die Wände
dünn werden,
durchscheinend,
gläsern,
bis es am Herzschlag
zerbricht.

(c) Annette Gonserowski

21. Juli 2006

Krieg



Wie beginnt Krieg?

Wenn die Worte
einander nicht mehr erreichen,
wenn sie keine Brücke schlagen
von hüben nach drüben,
wenn das Schweigen zur Folter wird,
dann werden die fehlenden Worte
zu Hasstriaden,
sie werden geschmiedet zu Waffen,
zum Krieg.

(c) Annette Gonserowski

20. Juli 2006

Hochsommer




Die Erde atmet die Trockenheit
durch das verdorrte Gras
staubschwer ins flimmernde Licht.

Da schlüpf ich in die Augen der Katze,
dösend liegt sie
im Flugschatten der Vögel.
Da folg ich mit schläfrigem Katzenblick
der Flugbahn der Schwalben,
- hoch jagen sie in flirrender Luft-,
da träum ich vom Fliegen,
da träum ich von Freitheit,
da wachsen mir Flügel
im Traum.

(c) Annette Gonserowski

19. Juli 2006

Träume




Ich baute mir Träume
aus einzelnen Worten,
aus farbigen Bildern,
aus Lachen und Weinen.

Sie wurden Gestalt,
erwachten zum Leben,
suchten sich Raum
hin zum Herzen.

Ich weiß:
sie sind Träume,
ich weiß:
sie sind Worte,

ich weiß:
sie sind Wahrheit,
ich weiß:
sie sind Leben.

(c) Annette Gonserowski

18. Juli 2006

Mutig

Lass uns mutig sein
und unser Entsetzen hinausschreien,
auch unsere Ohnmacht und Wut.
Lass uns nicht schweigen
über den Krieg.

Lass uns mutig sein
und in das Entsetzen,
rufen
oder es leise flüstern,
dass es die Liebe gibt.

(c) Annette Gonserowski

17. Juli 2006

Bewahren II


(c) Horst Köhler

Lass uns
den Augenblick des Friedens
bewahren,
wenn die Sonne erwacht
über zerstörte Städte,
hinein in fallende Bomben,
über Tod und Verderben.
Sie wird weiter erwachen
und auch die Liebe.

Zaghaft
wie die kleine Blume,
die zwischen Trümmern blüht,
die Klage ist,
die Hoffnung ist
die Dennoch ist.
Lass uns
die Liebe
bewahren.

(c) Annette Gonserowski

Bewahren I


(c) Horst Köhler

Lass uns den Augenblick bewahren,
wenn die Sonne erwacht
über zerstörte Städte,
wenn sie sich erhebt
hinein in fallende Bomben,
über Tod und Verderben.

Sie wird weiter erwachen,
unbeirrt,
sie wird Mahnung sein
und Brennglas
in offenen Wunden,
sie wird
Hoffnung sein
und Liebe,
ein Dennoch
in unser Grauen.

(c) Annette Gonserowski

Ein Sommergruß nach Göppingen




Liebe Erika,

ich wünsche Dir einen guten Arbeitsbeginn nach den langen Ferien!!

*lächel*

Deine Annette

16. Juli 2006

Immer
















Fluß bist Du,
der da ist,
der ankommt,
der verläßt
und bleibt,
immer.

Kiesel bin ich,
auf Deinem Grund,
den Du weiterrollst
in neue Tiefen,
der in Dir sein möchte,
immer.

(c) Annette Gonserowski

Gut geht's




Was geht es mir gut!
Unter alten Platanen
schlürf ich den Kaffee,
Sonnenschein mischt sich
mit italienischen Lauten.
Türkisches Kinderlachen,
entzückt Touristen aus Holland
am Tisch nebenan.

Es geht mir so gut,
dass ich das Morden vergesse,
zeitgleich,
im Krieg zwischen Israelis
und Hisbollah.

(c) Annette Gonserowski

15. Juli 2006

Mittsommer




Heute stimmt alles:
die Erde duftet nach Trockenheit,
die Wolken segeln ins Nirgendwo,
die Kühe dösen im Schatten der alten Eiche,
die Vogeljungen üben Gesang zwischen dem Blattwerk,
ein warmer Wind weht von Süden.

Heute ist alles wie früher,
als die Zeit endlos war
und kindliche Träume in Erfüllung gingen.
Es ist alles wie früher,
doch heute verrechne ich die freien Stunden
mit dem Guthaben des Zeitkontos.

(c) Annette Gonserowski

13. Juli 2006

Renga - Freundschaftsgedicht 2


Gedeck für zwei

Wien

Unsere Sehnsucht
leichtfüßig im Morgenlicht
bleischwer am Abend

Die Stadt unserer Träume
Melancholie tränenschwer

(c) Annette Gonserowski + Rosalva Godim

Bewahrend


..Du schenktest mir einen Wasserfall...

Ich gehe zu dem,
was bleiben wird:
zur Sonne,
zum Regen,
zum springenden Waldbach,
zum Mädesüß
an seinem Ufer,
zur Flechte
am Waldboden.

Dort laß ich
bewahrend
die flüchtigen Worte.

(c) Annette Gonserowski

12. Juli 2006

Afghanistan und überall: Was ist der Mensch




Was ist der Mensch,
der Kinder tötet,
unschuldige Kinder
seines Landes,
die Zukunft sind
und Leben?

Wer ist der Mensch,
dass er sich anmaßt
Schuld und Recht
zu sprechen,
brutal zu töten,
ohne Gnade?

Was ist der Mensch
der Kinder tötet?
Bestie ist er
unter Bestien,
gewissenlos und grausam.
Kein Tier ist ihm gleich!

(c) Annette Gonserowski

Nie federleicht


(c) Foto: Brigitte B.


Meine Liebe zu Dir
war nie leicht
wie eine Feder,
die losgelöst
in lauen Lüften schwebt,
hinübergeweht wird
zur hellen Sonne.

Du hattest mich gern,
wie der unbändige Sturm,
der wild
vom Horizont braust,
die Feder erfaßt
und sie vergißt.

(c) Annette Gonserowski

11. Juli 2006

Renga - Freundschaftsgedicht


Foto (c) Brigitte B.

Tagträume

Den Tag beginnen
mit dem Gedanken an Dich
und einem Lächeln

Den Tag ausklingen lassen
Dein Bild vor Augen im Traum

(c) Annette Gonserowski + Rosalva Godim

10. Juli 2006

Ursache und Antwort


mein Gemälde "Die Lyrikerin" von (c) Elke Siegers-Wernscheid, Weikersheim

Ich frage:
"Warum
mehr von allem:
mehr lieben,
mehr sehnen,
mehr leiden?
Werde ich
von den Göttern
geliebt?"

Du antwortest:
"Um die Welt
zu ertragen."

Ich frage:
" Was
ist leichter,
die Welt
zu ertragen
oder dies?"

Du findest
die Ursache,
die richtige,
und die Antwort,
die einzige,
um dies
zu ertragen:
"Ich hab Dich
gern."

(c) Annette Gonserowski

9. Juli 2006

Tasten


mein Gemälde von (c) Luc van Hecke: Op de Dommel

Herantasten
an die Worte,
die in den Gedanken sind,
seit langer Zeit,
die ihnen die Freiheit nehmen
und das Licht.

Herantasten
an die Worte,
die ungeheuerlich sind,
die erschrecken,
die die Ordnungen aufheben,
das Leben verändern.

Herantasten
an die Worte,
die das Ende bedeuten,
sie zaghaft berühren,
sie vertraut machen,
sie freilassen,

frei sein.

(c) Annette Gonserowski

*lächel*

Traum




Eintauchen
in den zuckersüßen Nebel,
in dem bewahrt wurde,
was nie geschah.
Eintauchen
in die Vergangenheit,
den Traum.

(c) Annette Gonserowski

8. Juli 2006

Wienbesuch

für Gitti, die die Liebe zu Wien mit mir teilt

Er schwebte aus lichtweißen Wolken, über denen die Sonne hell und strahlend in den Tag schien, der schon erwacht war, am Horizont.
Er träumte der Landung entgegen und dass sie dort warten würde, inmitten der Menge oder abseits stehend, ernst, die Arme verschränkt vor ihrem Herzen. Er wollte sie am Blick erkennen, wie sie forschend schaute, ein wenig erwartend.
Er fragte sich, ob sie ihn mögen würde? Würde sie die Arme öffnen, zögernd, erkennend und scheu?
Er fragte sich: Würden sie sich mögen?
Die Erde war grau, die ihn empfing, kein Herz schlug ihm entgegen. Er verwehrte seinem Blick nicht, sie zu suchen, für den Bruchteil einer Sekunde und den Traum freizulassen, dem Herzen die Schwere zu nehmen.
Aus dem Fenster des eilenden Busses sah er die Häuser an, die rechts und links der Straße beim Nahen Konturen annahmen. Sie hatten sie gesehen, ganz sicher, vor ewigen Zeiten. Was würden sie erzählen, wenn er sie fragen würde?

Vom Fenster des Hotelzimmers sah er auf ihre Stadt. Wie sie sich breit ausdehnte zum Horizont, wie sie sich schmiegte, an das Dunkel des Waldes gen Osten.

Dies also war ihre Stadt, die ihr Heimat war in Kinderzeit.
In der Zeit, in der sie tollte, ungezähmt durch Straßen von Margareten, wo ihr Lachen in den Hinterhöfen schallte und sie es bewahrten.
Heimat in der Zeit, in der sie in Richtung des Schulhauses in der Margarthenstraße 103 strebte, wo die alte Eichentür in ihren Angeln knarrte und die Platane auf dem Schulhof durch ihre lichten Zweige ihre Träume freigelassen hatte in das Himmelblau.
Wo die Fenster der Hauszeile gegenüber das Leuchten ihrer Augen eingefangen hatten.

Auf das Dach des Hauses vor dem Hotelfenster fiel Nieselregen, tauchte den Horizont in verschwommenes Grau. Nun fror er allein hinter der Scheibe, die den Lärm der Straßen unwirklich machte.
Das Taubenpaar auf dem Dach unter ihm ließ sich vom Nieselregen nicht stören. Mit gespreizten Flügeln umgurrte der Täuberich die Taubenfrau mit den Lauten der Liebe. -

Er stieg in die dunklen Tiefen der U-Bahn, ließ sich verschlucken von der Menge, ließ sich mit ihr treiben. Er sperrte Augen und Ohren auf, sah in Augen, die ihm fremd waren, hörte Stimmen, die nicht nach ihm riefen und die doch ihre Sprache hatten. Als er ans Licht trat, erwachte die Sehnsucht. So legte er sein Ohr an prunkvolle Mauern , suchte für seine Sehnsucht eine Nische als Bleibe.
Einsam und ziellos klangen seine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster der Straßen, durch die noch ihr Atem wehte.
Er wünschte, sie wäre es, die vor ihm ging. Er wollte sie erreichen, schnellen Schrittes, sie von hinten umarmen und ihre Augen bedecken mit seinen Händen. Wenn sie sich umdrehen würde, wollte er lachen in ihren Blick, voll Freude und Erkennen. Wollte ihre Augen sehen, wie sie dunkel wurden vor Freude, wollte ihre Stimme hören, die lachte in seine Worte.
Sie war es nicht und so träumte er jeden Menschen von den Tischen des Hawelka fort, bis er allein war, verschloß seine Ohren vor dem Wirrwar der Stimmen, holte ihr Bild vor seine Augen. Hier wünschte er die Welt zu vergessen und die Menschen, die Geräusche, das fremde Licht. Hier wollte er ihr nah sein und lauschen, wie ihre Stimme verstummte und die Worte überflüssig wurden.
Vom Balkon der Hofreitschule sah er, wie die Pferde leichtfüßig wurden, wie sie tanzten, voll Anmut, wie ihre Hufe fußten und abfußten vom federnden Grund, wie sie Flügel bekamen, seine Gedanken aufnahmen und sie leicht machten. Sein Herz schlug im Gleichmaß der Musik, anmutig und frei.

In der Universität stieg er die marmornen Treppen hinauf, betrat voller Andacht und Achtung die Bibliothek, die noch ihre Gedanken beherrbergte. Hier saß sie vor ewigen Zeiten, lesend und lernend, auch träumend und sehnend. Hier wollte er bleiben, für eine kurze Zeit, ihrem Herzschlag nachspüren.
Für die Strudlhofstiege fand sie Worte und so suchte er diese. Lief sie hinab und herauf, atmete den Geist ihrer Zeit, von dem schon Doderer schrieb. Fand keine neuen Worte.
Im Restaurant, das ihre Nähe atmete, war der Wein rot wie sein Mund, der heute die Farbe der Liebe trug. Die Botschaft des Weines an ihn: "Verlier Dich in mich...", vernahm er, doch er fand nicht den Mut. So orderte er für das Prickeln eine Flasche der Vöslauer Quelle.
Im Museumsquartier spürte er: "Sie war hier", schaute Schieles Lyriker fragend in die Augen. Doch der verschwieg ihm ihr Dagewesenein.
Einen Kuss der ganzen Welt und auch ihm ließ Klimt in den Mauern der Secession. Laut hallte sein Herzschlag durch die leeren Wände aus getünchter Pappe.
Ihre gemeinsamen Worte fand er hinter den prächtigen Mauern der Nationalbibliothek, wo ihre Heimat ist, auf Lebenszeit.
Er fror, als er sie lassen musste und weiterziehn. Keine Hand, die ihn führte, keine Hand, die ihn wärmte. So ging er zu Röckl und kaufte Handschuh und Wärme aus gesponnener Wolle.

In edlen Zwirn gehüllt suchte er sie im Glanz der Kristallleuchter der Staatsoper. Seine Sehnsucht vertraute er der Stimme des Tenors an, der sie voller Leidenschaft für ihn sang.

Er schlief traumlos in dieser letzten Nacht, verließ ihre Stadt im Morgenlicht mit Wehmut und dem Versprechen auf Wiederkehr.

(c) Annette Gonserowski

:-))) Liebe :-)))


(c) Brigitte B.
Danke, liebe Gitti!

Ich hab Dich lieb.
Du magst es nicht,
magst nicht die großen Worte.
Ich liebe Dich.
Es ist in mir.
Es ist nicht kleinzukriegen.

(c) Annette Gonserowski

7. Juli 2006

Sehnsucht - Anhelo



Heute möchte ich ausruhen
von meiner Sehnsucht,
Atem holen
in ihr Schweigen,
lauschendem Herzschlag,
wie er ruhiger wird,
aushalten Dein Bild,
mit geschlossenen Augen.

Hoy
quiero descansar,
de mi anhelo,
respirar
en su silencio,
aguzar el oído
al latido del corazón,
como va a sosegar,
mantener
tu imagen
con los ojos cerrados.

(c) auch des spanischen Textes: Annette Gonserowski

Die Sage vom Duft des Jasmins

Vor unendlichen Jahren lebte eine Prinzessin. Sie war lieblich und wunderschön.
So schön, dass der Sonnengott in Liebe zur ihr entbrannte und seine goldenen Strahlen um sie legte. Sie erglühte in seiner Liebe und liebte ihn mit ihrem ganzen Herzen.

Sie waren glücklich, bis dass der Sonnengott sich einer anderen Frau zuwandte.
Da wurde die Prinzessin sehr traurig. So sehr, dass sie nicht mehr leben wollte. Sie zündete sich an und verbrannte.

Aus ihrer Asche wuchs ein Jasminstrauch.

Tags, wenn die Strahlen des Sonnengottes den Strauch erreichten, warf er voll Traurigkeit seine Blüten ab.
Nachts, wenn der Sonnengott sich schlafen gelegt hatte, verströmten seine Blüten einen betören Duft, erzählten von dieser großen, vergeblichen Liebe.

Noch heute erinnert jeder Jasminstrauch an diese Liebe, wenn die Nacht von seinem Duft erfüllt ist, und tags die weißen Blüten die Erde bedecken.

nacherzählt und (c) Annette Gonserowski

Vom Meer - DEL MAR




Ich komme vom Meer.
Beim Abendschein
nähere ich mich
dieser alten Welt.
Kein Raum dort
für meine Träume.
Sie ließ ich frei,
tauchte mit ihnen
ein in die Fluten,
ließ treiben uns,
wir wurden zur Welle
und frei.

Sie sind mir abhanden gekommen.

Allein tauchte ich auf
aus diesen Fluten.
Salz nun auf meinen Lippen,
Salz nun auf meiner Haut,
salzige Tränen in meinen Augen,
Salz in offenen Wunden,
um mein Herz eine salzige Kruste.


Vengo del mar,
en luz de la noche
me acerco
a este viejo mundo.
No hay lugar ahí
para mis suenos.
Los puse en libertad
me sumergí con ellos
en las mareas
nos dejamos llevar
nos convertimos en ola
y libres.

Los perdí.

Emergi solo
de las mareas
con sal en mis labios
con sal den mi piel,
lágrimas saladas en mis ojos,
sal en las heridas abiertas,
alrededor de mi corazón una costra salada.

(c) Annette Gonserowski
übersetzt von Jeanette Schmidt

6. Juli 2006

Das Licht auf dem Meer - LA LUZ EN EL MAR




Schau,
das Licht auf dem Meer!
Nicht zerfleddert
die Segel,
nicht gebrochen,
der Mast,
nicht zerschellt an den Felsen im Sturm.
Unter den eilenden Wolken,
unter dem leuchtenden Halbrund des Mondes,
die rote Lampe backbords gesetzt,
gleiten wir
von Welle zur Welle
auf dem Gefühlsmeer.

Mira,
luz en el mar.
No desgarrada
las velas,
no rotas,
el mástil,
no estrellado
contra las rocas
en la tormenta.
Bajo las nubes apreguradas,
bajo la media luna luninosa,
puesta la lámpara roja de babor
nos deslizamos
de ola a ola
en el mar de los sentimientos.

(c) Annette Gonserowski
übersetzt von Jeanette Schmidt

5. Juli 2006

Freund

Durch die Zweige des Ahorns
lächelt er mir zu,
legt tröstend
seinen Schein um mich.
Er ist so einzig
zwischen vielen Sternen,
so wunderbar.
Er ist so nah
in dieser blauen Stunde.
Er ist mein Freund.

Ich tanz mit ihm in
lauen Sommernächten,
schenk ihm von meiner Glut,
in Winternächten
schlummer ich in seinen Armen,
spür seinen Traum.
Die Nacht ist dunkel,
wenn er sich verbirgt,
doch er ist da,
begleitet meinen Weg
von Ferne.

Er ist mein Freund,
der Mond,
ich liebe ihn,
er ist wie Du.

(c) Annette Gonserowski

Schweigen



Gemälde und (c) Claudia Ackermann


Du
schweigst in den Morgen,
schweigst in die Nacht,
schweigst zu den Fragen
und zu den Antworten.
Schweigen,
Deine Freiheit.


Ich,
wortreich gekettet
an meine Unfreiheit,
weine in dieses Schweigen.

(c) Annette Gonserowski

Manchmal



Manchmal
erscheint mein Bemühen
aussichtslos
wie Don Quichottes Ritt
gegen die Windmühlen.
Fast zur Karrikatur entwürdigt,
trifft mein verzweifelter Kampf
nicht Dein Herz.

(c) Annette Gonserowski

4. Juli 2006

Reisegedichte 6




Unterwegs
Glücklichsein

Die Wolken
blieben am Horizont.
Ich fahr aus der Enge
ins Lichte, ins Weite.

Im Block auf den Knieen
Geschriebenes,
im Stift
noch Werdendes,
im Lächeln
Erinnertes.

(c) Annette Gonserowski

3. Juli 2006

Fassungslos




Meine Liebe zu Dir -
könnte ich sie
aus meinem Herzen vertreiben,
sie verpacken in ewige Zeilen,
sie pressen
zwischen die Deckel
eines beliebigen Buches.

Schwarz wäre sie,
auf hellem Grund.

Meine Liebe
zu Dir,
könnte ich sie
fassen -

(c) Annette Gonserowski

Reisegedichte 5




Südlicher Himmel

Den Himmel sehen:
blau
zwischen dem Weiß
zerfließender Wolken
im Palmwedelwind.

Den Himmel sehen,
die treibenden Wolken,
dem Wind lauschen,
der das Ticken
der verrinnenden Zeit
übertönt.

(c) Annette Gonserowski