Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








27. Februar 2015

Zwilling



Dir muss ich nicht erklären
meinen Herzschlag
zwischen den Zeilen,
muss nicht suchen
nach überflüssigen Worten.

Dir vertraue ich an
meinen verklungenen Ruf
und die Sehnsucht,
die niemals endet,
seit wir die wohlige Hülle
der Mutter verließen,
Zwilling,
in der wir näher waren
als nah.

(c) Annette Gonserowski

25. Februar 2015

Lesen





Vor dem Fenster
noch Nacht.
Flocken im Lampenlicht
in langer Reihe
vom Himmel herunter.
Weiß auf den Rhododendronblättern
und Fichtennadeln.

Hinter dem Fenster
zwischen Federn
und wärmenden Kissen,
berühre ich die Worte,
zaghaft mit tastenden Wimpernschlägen,
bis das Herz holpert,
heraus möchte
aus der Enge der Rippenbögen,
ich das Fenster öffne,
ins Dunkel rufe:
Zwilling!


(c) Annette Gonserowski

23. Februar 2015

Zwischen den Worten



Heute möchte ich bleiben
zwischen den Bettfedern,
den Schneeflocken zuschauen
durch das geschlossene Fenster.

Einfach weilen,
zwischen Deinen  Zeilen,
bis der Tag erwacht
zwischen den Worten.

(c) Annette Gonserowski

20. Februar 2015

Einladung zur Lesung



Dijon-Metz



Fast unbemerkt
der Übergang
vom Grün,
zum Grau,
zum Weiß
auf dem Land,
von der Wärme
des Südens,
zur Kälte des Nordens.
Sie wird uns nicht verlassen,
den Winter lang.

(c) Annette Gonserowski

18. Februar 2015

Reisegedicht




Auf der Fahrt
aus dem Süden
nur zögerlich
der Schnee in den Bergen,
so als wollten die Flocken
uns behutsam einstimmen
auf die Kälte des Nordens,
uns den Urlaub nehmen
schwebend im Tanz.

(c) Annette Gonserowski

15. Februar 2015

Lesung in Breckerfeld

Bei der gemeinsamen Lesung mit Brigitta Willer las ich im Stadtmuseum Beckerfeld.

Im zweiten Teil der Lesung las ich aus dem Buch "Wortnah" Dialoggedichte von Gerhard Rombach und mir.
Vor der Lesung


Nach der Lesung


12. Februar 2015

Frühling - ВЕСНА

Das erste Schneeglöckchen in unserem Garten


Habe das Gestern
vergraben,
mit seinem trocknen
Wurzelballen,
tief unter die Erde.

Nun steh ich
fassungslos
vor aufgewühltem Lehm,
aus dem ein Zweiglein ragt,
mit grünen Stundenblättern.


(c) Annette Gonserowski


ВЕСНА

 

Поховала

своє вчора,

з його сухим

корінняччям

глибоко в землю.

 

Стою тепер

розгублена

і дивлюсь на горбик землі,

з якого пробилась зелень

свіжих липких листочків.


Übersetzung Alla Ilnysta


Ich bin dankbar, dass die gestrigen Friedensverhandlungen in der Ukraine stattgefunden haben.
Hoffen wir von ganzem Herzen, dass sie zum Frieden führen.

Dieses Gedicht betrachte ich als Hoffnungsgedicht. Es übersetzte vor einigen Jahren eine ukrainische Freundin.
 

 

10. Februar 2015

Politische Talkshow



 (für Matthias Platzeck)

Während die Talkmasterin
mit den Augen flirtet
zur Linken hin,
Säbelgerassel und Kriegsgeschrei
zu ihrer Rechten,
lausche ich den Worten
des Mahners in der Mitte.
Vertraut mit der Seele des Anderen,

beschwört er die Bilder des Grauens,
wie es überfluten wird das Land,
Tod und Verderben bringt.

Jetzt könnten Worte noch retten,
vielleicht,
seine leisen, bedrückenden Worte,
zueinander gesprochen von den Mächtigen.

Hören diese sie nicht???!!!
Ich möchte ihm zurufen:
Schrei!!!!!!!

(c) Annette Gonserowski

8. Februar 2015

Krisengipfel





Sie kamen geflogen
von Westen,
wie spitze Pfeile
zur runden Scheibe,
geworfen von fremder Hand.

Ihre Worte sind lauter geworden
gegen den Wind,
der vom Norden weht
sich auswächst zum Sturm
vor unseren Fenstern.

Noch sind es die Frauen,
die Einhalt gemahnen,
sich schützend
vor die Frucht ihrer Leiber
stellen.

Die Welt brennt unter der Decke.
Noch sind es Worte,
die sie halten.
Schau, wie sie zu glimmen beginnt,
an allen Ecken und Säumen.

Was wird geschehen,
wenn sie das Zimmer verlassen?
Hören sie die Stimmen, die rufen,
dass sich die Prophezeiungen erfüllen,
Phosphor den Himmel bedecken wird?

Schon jetzt ziehen Kinder,
Gewehre geschultert,
zwischen berstenden Mauern,
zwischen denen einst Raum
für das Leben war.

Meine Worte scheinen vergeblich zu sein,
lautlos im Dröhnen der Waffen.
Sie vergehen wie eine  Schneeflocke
im Kerzenschein,
der erlöschend eingeht ins Dunkel.

(c) Annette Gonserowski