Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








30. Juli 2020

Regentag



Wie schön ist der Regen,
der von den Bäumen tropft.

Es regnet unter ihnen zweimal,
sag st du,
während ich lausche
und mein Herz ruhiger schlägt
im Rhytmus des Regens.

Stille
in den Gärten der Nachbarn.
Nur ein Auto fährt
über die stille Straße
an diesem Morgen.

Horch,
ob Du den Regen hörst,
der lautlos
von den Fenstern des Hauses rinnt.

(c) Annette Gonserowski

26. Juli 2020

Einen Ort finden



Einen Ort finden,
der Stille atmet.

Vielleicht unter den Bäumen,
deren Zweige verlässlich
sich wiegen im lauen Wind,
denen du dich hingibst,
die dich sanft machen
und ruhig.

Einen Ort finden,
der Stille atmet.

Vielleicht zwischen den schützenden Mauern
des Hauses,
die den Lärm draussen halten,
während vor ihnen
die Menschen laut palavern.

Ihre Worte sind es,
die herüberschwappen,
distanzlos und frei,
die man nicht hören möchte,
die man nicht hören sollte,
die unruhig machen.

Einen Ort finden,
der Stille atmet.

(c) Annette Gonserowski

20. Juli 2020

Liebe


 
Graphik von Käthe Kollwitz, zu sehen im Osthaus-Museum in Hagen



Liebe,
oh Mutter,
Du beugst Dein Haupt
zur Hoffnung,
Deinem sterbenden Kind.
Es kauert nah
Deinem erfrorenen Herzen,
von den vergeblichen Armen
der Sehnsucht
umhüllt.













(c) Annette Gonserowski









Kürzlich besuchte ich das Museumsquartier in Hagen. Im Osthaus-Museum finden gleich mehrere Ausstellungen statt, die allesamt sehenswert sind: Impressionisten aus dem Bestand des Museums, graphische Werke - u.a. von Käthe Kollwitz, fotorealistische Malerei von Stephan Kaluza und das absolute Highlight für mich: die großartige Ausstellung der Werke von Zhong Biao, der hochkarätige Künstler aus China. Die Bilder zur Corona-Zeit sind tief in meinen Gedanken.


Zu dem Bild von Käthe Kollwitz: vor vielen Jahren besuchte ich einen Vortrag über Käthe Kollwitz, den eine Feundin in Denia hielt. Danach entstand dieses Gedicht.

17. Juli 2020

Erkannt





"Ich kenne Sie.
Ich habe Ihre Gedichte gelesen."

Sie erkannte mich -
an den Augen,
der Nase,
den Mund,
an den Haaren?

Oder an meinen Worten?

Gedichte -
wörtlicher Spiegel
meiner Gedanken,
meines Fühlens,
verschlüsselt in Zeilen.

Hat sie den Schlüssel gefunden,
meine Worte durchschaut?

Erkannte sie mich?

(c) Annette Gonserowski

12. Juli 2020

Ein schöner Tag







Ein schöner Tag

Zufrieden erwacht
an diesem gemütlichen Regentag.
Frühstück mit Freundin,
Ernstsein und Lachen.

An Dich gedacht,
von Dir erzählt,
so dass unsere Momente
auflebten,
ich dieses Gedicht schrieb,

lächelte.



(c) Annette Gonserowski

5. Juli 2020

Noch nicht genug




Hab noch nicht genug bekommen
vom sanftem Abendlicht,
von den Vogelstimmen
herunter auf dem höchsten Ast,
nicht vom Rascheln
zwischen den Zweigen,
nicht genug von der Sonne,
die langsam versinkt.

Vielleicht noch ein Glühwürmchen
nahe der dunklen Hecke,
ein Igel, der Futter sucht
wie ich nach den Worten,
die ich in mir trage
und verschweige.

(c) Annette Gonserowski