Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








30. Juni 2011

Die blaue Brücke in Valence im Vorbeifahren


Schlaftrunken
im Dämmern,
ein kurzer Augenblick
im Erwachen:
die Brücke,
die Wellen
und Du an meiner Seite,
wach und aufmerksam.
Eilende Räder
tragen mich wieder
in den Schlaf.

29. Juni 2011

Über die Hecke


Hinter der Hecke
nicht das Jaulen der Hunde –
es ist die Sprache der Menschen,
mal jaulend, mal kreischend,
wichtig und wichtiger
unter dem hohen Himmel,
der viel Platz bietet
für diese und jene.

Wichtig ein Jedes:
das Essen, das Können
und jedes gescheite und dumme Wort.
Reden um des Redens willen,
laut sein, um gehört zu werden,
überall.
Nur wenn sie speisen, wenn sie schlafen,
ist Stille.
Dann dringt genussvolles Schmatzen,
gemächliches Schnarchen herüber.

Oh Hilfe!

Wohin mit meinen Ohren,
die es nicht hören wollen,
wohin mit den ungebetenen Gedanken,
die aufkommen und bleiben?
Es sind Menschen wie ich,
nur lauter und wichtiger,
ohne Distanz
über die Hecke.

(c) Annette Gonserowski

28. Juni 2011

Ernst Meister






Ernst Meister - wer kennt ihn nicht, diesen großen westfälschen Dichter, der mit Preisen ausgezeichnet wurde und nach dem der Ernst-Meister-Preis für Lyrik benannt wurde!

Ich hatte die Gelegenheit sein Grab zu besuchen, das auf dem Friedhof in Hagen-Delstern ist. Seine Frau Else und sein Sohn Wolfgang liegen an seiner Seite. Es ist ein Ehrengrab der Stadt Hagen, die damit ihren großen Sohn ehrt. Nebenan befindet sich die Ruhestätte des Malers Christian Rohlfs, überragt von einer Skulptur des Bildhauers Ernst Barlach.

Ich war berührt vom Zustand des Grabes von Ernst Meister. Aber vielleicht war genau dies sein Wille.

27. Juni 2011

Begegnung - encounter .- encuentro

Tisch bei einer Dichterlesung in Calpe Prov. Alicante
für Maria Mohrwind

Da war es -
das Bekannte
in fremden Augen
noch vor dem ersten Wort.

Kein Tasten,
kein Schritt vor
und keiner zurück,
keine Erwartung.

Offen die Blicke
zueinander.

(c) Annette Gonserowski

26. Juni 2011

Meer - sea - mar

Und wieder die Sonne
und wieder das Meer,
es brandet an uralten Klippen,
schäumt an sandigen Strand,
rollt zurück in die Ferne.

Ich,
unter dem Ruf der Möwen
allein an dem Ufer,
vertraue der Ferne,
dem ewigen Meer.

(c) Annette Gonserowski

25. Juni 2011

Vielleicht - perhaps - tal vez



Vielleicht
war für sie
der Tag zu jung,
das Jahr zu alt,
der Ort zu fern,
die Sprache zu unbekannt,
die Worte zu wenig,
das Schweigen zu dicht,



vielleicht
gab es sie nicht –


diese Liebe.


(c) Annette Gonserowski

24. Juni 2011

Zwilling - twin - gemelo

Glaube es nicht,
ich würde Dich nicht verstehen,
nicht Deine Gedanken
oder Dein Tun.

Wie nah ist es mir –

Du, Haut an Haut
im Entstehen,
gingst niemals
von mir.

(c) Annette Gonserowski

23. Juni 2011

Maßstäbe - standards- normas

Gemessen
an den Worten,
den Silben,
dem Versmaß,
am Lob
oder dem Verriß,
nicht an dem Gefühl,
das die Worte
an die Oberfläche brachte,
schweigend.

(c) Annette Gonserowski

21. Juni 2011

Sommer - summer - verano

Oleander


Die Traurigkeit
der Pusteblume
verflog
mit dem aufkommenden Wind
und mit ihr die Worte des Frühlings.

Nun ist es Sommer.
In der Schwüle,
im Überschwang,
im Schatten der Bäume
dem Blätterraunen lauschen
und sich erinnern
des Versprechens
des Frühlings
vom Leben..

(c) Annette Gonserowski

2. Juni 2011

Schweigen - silence - silencio




für meinen Zwilling

Weißt Du noch -
von Süden
gen Norden
verschwiegen wir
das verbotene Wort.

Du maltest es
in den Farben
eines Gemäldes,
ich formte es
in den Zeilen
eines Gedichtes,

bewahrten es
vor dem Vergessen.

(c) Annette Gonserowski