Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








25. Februar 2014

Sonnenaufgang






Schau,

die Sonne erwacht

     zwischen den

Wolken, wie

    Zeilen

eines Gedichtes über

    die Liebe.

(c) Annette Gonserowski

20. Februar 2014

Aquarell



Auf eine alte Buchseite malte ich gestern dieses Aquarell. Erstaunlich, wie wenig Lyrik am Anfang des vorigen Jahrhunderts in den Lesebüchern veröfentlicht wurde.

18. Februar 2014

Leer




Du bist vor ihnen gegangen,
vor Deinen Büchern,
Deinen Gewehren und Möbeln.
Zurück blieb Deine Traurigkeit.

Du jagdtest nach Wissen,
du betteltest um Liebe,
Geliebter der Frauen
für eine Zeit.

Dein Wissen -
es half Dir nicht,
Deine Waffen,
sie schützten Dich nicht.

Heut hallt der Herzschlag dumpf
in leeren Räumen,
von den Wänden
des verwaisten Hauses.

Verlassen ich,
Zwilling.
Doch in mir die Bilder,
bunt, voller Liebe.

(c) Annette Gonserowski

Scheckübergabe



Im Dezember initiierten Kiersper Künstler die Nacht der Lichter in der und um die Margarethenkirche in Kierspe. Es wurde Kunst ausgestellt, die eigens dafür geschaffen wurde (Claudia Ackermann), es wurde Musik dargeboten (Annette Annah Gräfe, Andreas Koch, Sebastian Funke und Tim Gijbels)und auch Lyrik (Christophe Bossu und ich) vorgetragen. Der Erlös der Veranstaltung - die Kirche war vollbesetzt- war für das Kinderhospiz Balthasar in Olpe bestimmt. Am Sonntag wurde der Scheck in Höhe von 1.000 Euro übergeben.

16. Februar 2014

Nicht überbewerten



Nicht überbewerten
das eigene Weh,
das durch die Poren
nach außen dringt!

Kein Wort dafür!

Die Sinne schärfen
für das Wimmern
ganz nah,
für den Schrei
aus der Ferne,
die durch die Poren
nach innen dringen!

Diese Schmerzen fühlen
und schreien!

(c) Annette Gonserowski

15. Februar 2014

Zuflucht Wort


Türknauf gemäß den Zeilen: "Was kümmert es die Eiche...."


für K.-P.:


Ausgerotzt, dahingefletscht
gegen unschuldige Ohren
diese Worte,
die die Stille zerrissen,
die geweihte Ruhe störten,
sich erbarmungslos
festkrallten -
sie trug ich heim,
schutzlos.

für M. St. :

Jetzt Zuflucht suchen
in dem Geschriebenen,
Worte finden,
die sich um Verletzungen legen,
sie umhüllen,
ihnen die Schärfe nehmen,
tröstend und bleibend.

(c) Annette Gonserowski

14. Februar 2014

Zwillingsgeschwister

Zum Valentinstag auf dem Grab meines Zwillings





Zwillingsgeschwister

für meinen Bruder Ulrich

Entsprungen sind wir einer Knospe,
geweckt hat uns ein Sonnenstrahl
-         zwei Blätter eines Baumes.

Zur selben Zeit sind wir gewachsen,
derselbe Sternenglanz traf unser Ohr,
uns traf gemeinsam Licht und Schatten.

Zwei Winde trennten unsere Zeit,
angstvoll sah ich Deinen Flug,
sah den gelösten Freudentaumel.

Der andere Wind riss mich dann mit,
ließ auch mich freudig tanzen
und trug mich fern von Dir.

Dort traf uns doch der eine Regen
und auch derselbe Tag.
Derselbe Wind hob uns empor,

ließ uns einander streifen
und trennte unseren Weg
zum selben Ziel des Humuswerdens.





(c) Annette Gonserowski



geschrieben vor mehr als 25 Jahren

13. Februar 2014

Traumhaus

Schneckenhäuser aus Margarida im Vall de Gallinera



Dein Traumhaus
fand ich
am verlassenen Strand,
umtost von Wellen und Gischt -
fensterloses Heim
einer Seeschnecke.

Ich berührte es zaghaft
mit klopfendem Herzen,
lauschte den Worten,
vertraut und nah,
hörte den Herzschlag
des Zwillings.

(c) Annette Gonserowski

10. Februar 2014

Ulrich



Der Anfang eines Prosawerkes, das ich heute begann:



Ulrich





Ich liebe ihn.

Wenn man mich fragen würde: „Seit wann liebst du ihn?“, wüsste ich die Antwort nicht.

So könnte ich nur antworten: „Ich liebte ihn schon immer.“

Eigentlich müsste ich antworten: „Ich liebte ihn schon vor immer.“

In Wirklichkeit kann ich dies nur fühlen.

„Ich liebte ihn schon im Mutterleib“, möchte ich glauben.

Sein Herzschlag war mir nah, in der wohligen Enge des Mutterleibes.

Zwillinge, Herzschlag an Herzschlag.

„Ich nahm ihm die Nahrung,“ möchte ich weinen.

Er war so klein, als er vor mir die wohlige Höhle verließ, mir den Weg bereitete.

Kleiner Gentlemen, schon damals.

Er war so schwach, kaum lebensfähig. Man sorgte sich um ihn, schon damals.

Ich sorgte mich um ihn, als wir älter waren und er todkrank.

Dass ich mich um ihn immer sorgte, wäre nicht die Wahrheit. In Zeiten, in denen er glücklich war, war auch ich glücklich. Wir sahen das gegenseitige Glück, spürten es in uns – und kümmerten uns nicht darum. Es war da. Ganz selbstverständlich. So selbstverständlich, wie wir beide da waren, oft entfernt voneinander, aber immer herznah.

„Ich liebe ihn noch immer“, wäre auch eine Antwort.

Ulrich ist tot.

„Ich werde ihn immer lieben. Solange ich lebe“, das weiß ich mit Gewissheit.

(c) Annette Gonserowski