Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








27. Juni 2021

Die Lichtung

 



 




 

Die Lichtung ist neu.

 

Die mächtigen Fichten

liegen gestapelt am Boden,

entästet, entrindet und bloß.

 

Keine Bleibe des Wildes,

kein Nest zwischen den Zweigen,

kein Raunen des Windes in Baumwipfeln.

 

Weit ist der Blick

über kahle Hügel und Täler,

weit klingt mein Klagelied.

 

(c) Annette Gonserowski

21. Juni 2021

Längster Tag

 

 

Mittsommernacht

 

An diesem längsten Tag

der Sekunden

und Minuten

der verflossenen Stunde

gedenken,

der vergangenen Tage

und Monate,

der Jahre,

die hinter uns liegen.

 

In dieser kürzesten Nacht 

auf die Sekunden

und Minuten schauen,

auf die Stunden

und Tage,

die Monate und Jahre,

die vor uns liegen

im Dunst unseres Lebens,

gewiss wie Sonne und Mond

zwischen den Wolken,

vage wie der Wind,

der auflebt und verebbt


(c) Annette Gonserowski

12. Juni 2021

Aus alten Gedichten: Freundliche Grüße

 

 

Mein Foto wurde im WDR 4 gezeigt (c) Annette Gonserowski

Als ich das Dialoggedicht von Ulrike Schmidt und mir veröffentlichte, erinnerte ich mich dieses Gedichts, das ich vor fast 40 Jahren schrieb. Und meine Großmutter lebte in  Gedanken wieder auf, die mir vermittelte: "Contenance bewahren, mein Kind." Ob dieser Rat richtig war, mag jeder für sich entscheiden.

 


Ein Sonett

 

Ich schrieb dir inhaltsleere Worte,

mit wenig Tiefe, flachem Sinn.

Schrieb über ganz neutrale Orte.

Hast Du nicht erwartet? Wo denkst du hin!

 

Ich schrieb von damals und von heute.

Wie nett es war, wie wunderschön es ist,

schrieb über alle dir bekannten Leute

und fragte, ob du auch so glücklich bist.

 

Nun hoff ich, du kannst zwischen Zeilen lesen.

Von all der Leere, die mich umringt,

dass nichts mehr ist, wie es gewesen,

 

seit von der Fülle ich gewusst

und dass Vermissen Sehnsucht bringt.

Doch ich werd‘ leben. Ganz bewusst…..

 

(c) Annette Gonserowski

ca. 1982

 

8. Juni 2021

Dialoggedicht von Annette Gonserowski und Ulrike Schmidt

 

Zwischen den Welten/Heimatlos (c) Annette Gonserowski

 

Dialoggedicht Annette Gonserowski und Ulrike Schmidt

 

 

Wir sind stark

 

Wir sind starke Frauen,

sagst Du.

Wir blinzeln uns zu.

 

Wir gehen aufrecht,

straffen die Schultern,

werfen den Kopf in den Nacken,

dass die Haare fliegen,

heben das Kinn,

tragen Lasten und lächeln,

stecken das weg, was verletzt.

 

Wir blinzeln in die Sonne,

bis die Augen tränen,

bis dieTränen fließen,

lassen die Tränen fließen,

gestatten uns zu weinen,

wir sind stark.

 

© Annette Gonserowski, Kierspe

 

 

Ich glaube stark zu sein.

Straffe die Schultern

und hebe trotzig den Kopf.

 

Tränen die nicht fließen wollen,

fluten Herz und Seele.

Hoffe dass meine Sehnsucht

ein Ufer erreicht.

 

Ich mache mir vor,

irgendwo

einen neuen Anfang zu finden.

Illusionen nehmen die Angst

vor dunklen Tagen.

 

© Ulrike Schmidt, Gevelsberg