Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




Dieser Blog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.








30. August 2016

Augenblick des Lächelns

 



Als ich bei Dir war,
für den Augenblick des Lächelns,
wusste ich, was mir fehlte:
dieses leichte Ausatmen
als ich ankam,
das kaum merkbare,
so vertraute Blinzeln
in den Augenwinkeln,
der Wimpernschlag,
hinter dem das unnötige Wort
verborgen blieb,
dieses Lächeln,
das sich ausbreite.
über die Wangen,
von dort in das Herz
und überallhin,
bis alles so fröhlich war
und so leicht.


(c) Annette Gonserowski

29. August 2016

Besuch von Freunden






In der vergangenen Woche besuchte uns unser Freund, der seit Jahrzehnten in Brasilien lebt, gemeinsam mit seiner Frau. Immer wenn er in Deutschland weilt und es sich einrichten lässt, besucht er uns
Wir kennen uns nunmehr genau 40 Jahre lang, so lange hat diese Freundschaft über Ländergrenzen hinaus Bestand.

Darum veröffentliche ich hier ein Kapitel aus meinem Buch "Liebe Mutti", das diesem Freund gewidmet ist, ändere nur die Dauer der Freundschaft, die in dem Kapitel *erst* 16 Jahre bestand. Ich schrieb dieses vor Veröffentlichung des Buches, genau vor 24 Jahren.

Danke, für diese Freundschaft, lieber Elmar und danke, liebe Sonia!

Aus "Liebe Mutti"


Elmar war bei uns.
Nun ist es nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, seit er bei uns ankam. Mehr als neun Stunden sind bereits vergangen, seit er von uns Abschied nahm.

Langersehnte, kurze, intensive Zeit des Glücks.

Ein Wiedersehen nach über zwei verstrichenen Jahren. Spüren einer Freundschaft, die vor vierzig Jahren begann, die einer überwiegenden Trennung von mehr als siebenundzwanzig Jahren und einer Entfernung von zehn Flugstunden standhält.

Bei seiner Ankunft wieder dieses intensive Gefühl der Nähe und das grenzenlose Erstaunen hierüber.

Eigenartig vorher dieses fiebrige Erwarten der Ankunft, dann die Freude, die nicht zu bändigen ist, bei der das Herz mehr Raum benötigt, die die Enge der Haut spürbar macht, die aus den Augen hervorbricht und den Mund strahlen lässt.

Freude - bei der die Worte sprudeln wollen und die letztendlich doch sprachlos macht.

Fassungslose Erleichterung, weil die Umarmung genauso herzlich ist wie früher, das altbekannte Funkeln in den Augenwinkeln blitzt und sein strahlendes Lächeln Worte überflüssig macht.

Und auch:

die Angst, die sich einschleicht, ob nicht überreizte Sinne die Wahrnehmung verwirren, Gefühle Clownsspiele treiben und dies Glück gar nicht existiert. 

Zurückhaltender schon - vorsichtiges Tasten. 

Es werden Entfernung messbar, verflossene Monate spürbar.

 Ein kaum merkbares Klimpern seiner Augen: wie vertraut es ist - wie lange schon vermisst. Es reißt kaum errichtete Mauern ein, bietet der Erleichterung Raum.

Natürlich sind Monate verflossen, die man nicht gemeinsam erlebte, natürlich ist die Entfernung nicht nur in Kilometern zu messen und natürlich gibt es nicht nur Ländergrenzen...

Das gegenseitige Verlangen, Verflossenes nachzuvollziehen, Vergangenes greifbar zu machen, bietet aufkommen wollendem Schmerz kein Platz.

 Kurz nur die zur Verfügung stehenden Stunden -
unaufhaltsam die tickende Uhr.

 Noch intensiver die Gedanken, mutiger die Worte im Wettlauf mit der verrinnenden Zeit.

Zum Zerbersten beteiligt alle Sinne, bereit, die Kostbarkeiten aufzunehmen.

Und doch:

es bleiben Gedanken verborgen, Worte unausgesprochen, es bleibt der Wunsch festzuhalten.

 Stärker die Sehnsucht nach Nähe.

Heute Morgen fuhr er fort.

Die Tränen in seinen Augen- eigentlich hatte ich sie nicht erwartet und doch überraschten sie mich nicht.

Überrascht haben mich seine Worte: „Ich bin froh, dass du lebst...“

Verbannt die Wäsche des Gästebettes in die Waschmaschine, anvertraut den Duft seines Rasierwassers dem geöffneten Fenster des Gästebades, verankert die unstillbare Sehnsucht in jede Kammer des Herzens.

Spürbar in jedem Raum seine Nähe.

Aufbewahrt im Innern die Gefühle, die wiederum ausreichen um zwei Jahre zu überbrücken.

Kostbar das Erinnern an jede Minute seines Hierseins.


(c) Annette Gonserowski

 

 

23. August 2016

Luftige Träume - Aérina Onira


 
 
 
 
Luftige Träume
 
Auf Luftballons
schrieb ich
die Träume,
vertraute sie an
dem flüchtigen Wind,
damit sie leicht
von mir gingen
und ich frei wurde
unter dem bunten Horizont.

(c) Annette Gonserowski

 

Aérina Onira

Sé ballónia  
égrapsa
ta onírata,
ta ebistéftika
sto fevgaléo agéri,
éfkola gia na
petáksoune
ke léfteros na míno
ston pardaló uranó apó káto

Übersetzung: Nikos Papapaschalis

21. August 2016

Gedichte -Spüren




Spüren 

Dich spüren,
der Du nahe bist.
 
Dich spüren
und den Flügelschlag
der Zugvögel
hoch über unseren Häuptern.
Den Luftzug,
der Deinen Atem trägt,
spüren,
die Freiheit
und die Nähe. 

Dich halten wollen,
in der schwindenden
Zeit.


(c) Annette Gonserowski
 
Spüren - beim Arbeiten in den alten Gedichten spüre ich nach.

Wort




Du
bist
das Wort:
einsilbig,
Zeichen,
Ort
und W.

(c) Annette Gonserowski


Im Moment ordne ich meine vielen unveröffentlichten Gedichte für das Westfälische Literaturarchiv in Münster. Es sind über 900 Seiten mit oftmals bis zu 4 Gedichten.
Es berührt mich, in diesen alten Gedichten zu arbeiten, bergen sie doch eine vergangene Zeit. Viele dieser Gedichte waren nicht mehr in meinen Gedanken, öffnen bei der Wiederbegegnung viele gelebte Augenblicke.



14. August 2016

Du & ich

 
 
 

Im Literaturmuseum bestand die Möglichkeit, mit wenigen vorhandenen Stempeln diese Postkarte zu ergänzen. Ich schrieb "Du & ich", denn es ist für mich ein Gedicht, literarische Stätten mit einem Gegenüber zu erleben.

Haus Nottbeck

Heute besuchte ich mit Dichterfreunden das westfälische Literaturmuseum Haus Nottbeck. Ich möchte es allen Literaturinteressieren empfehlen Es birgt viele literarische Kostbarkeiten, auch experimentielle Literatur, viele Informationen, wechselnde Ausstellungen. Ich entdeckte die allererste Anthologie, die unser Autorenkreis herausgab, sowie Erstausgaben des von mir geschätzten Lyrikers Ernst Meister.
Im Gartenhaus bestand dieses Mal die Möglichkeit, selbst ein paar Sätze zu hinterlassen, oder eine Postkarte zu ergänzen. Mit den wenigen Stempeln, die zur Verfügung standen, ergänzte ich den Satz: Ich bin ein Gedicht, um die Worte: Du und ich. Für mich ist es ein Gedicht, solche Orte mit einem Gegenüber zu besuchen.

Haus Nottbeck

 

Werke von Ernst Meister

Weggefährten: die erste Anthologie des Autorenkreises Ruhr-Mark e.V.





Wie gut, dass diese Empfehlung Vergangenheit ist.


Gemälde eines literarischen Zirkels



Das Gartenhaus

Haus Nottbeck ist umgeben von Gräften


Im Innern des Gartenhauses besteht die Möglichkeit, sich interaktiv mit Literatur zu befassen.

 


Mitglieder unseres Autorenkreises auf dem Weg zum Parkplatz