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Vor dem ehem. Literaturhotel Franzosenhohl in Iserlohn nach einer Lesung
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Vorstandsgespräche während eines Ausflugs des Autorenkreises
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Mein Dichterfreund Gernot Burgeleit ist tot.
Den Nachruf schrieb ich für den Autorenkreis, ihm hab ich nichts mehr hinzuzufügen.
Nur vorab dieses: Wir traten im selben Jahr, 1983, dem Autorenkreis bei. 21 Jahre arbeiteten wir gemeinsam im Vorstand: Gernot 21 Jahre lang als 1. Vorsitzender, ich als Schatzmeisterin, 2.Vorsitzende und als Gernot sein Amt als Vorsitzender abgab, wurde ich eine Periode später 1. Vorsitzende. Jetzt bin ich auf eigenen Wunsch nur noch Beiträtin. Mit Gernot verband mich eine verlässliche Freundschaft. Viele gemeinsame Aktivitäten haben wir für den Autorenkreis bestritten, viele schöne Momente erlebt. Oft waren es die kleinen Momente, an die ich mich so gern erinnere: Treffen im Cafe zu zweit, mit Gesprächen über die Literatur und deren Szene, Lesungen, Lesungen bei denen er sich in meine Texte erst einmal *hineinhören* musste, gemeinsame Fahrten, um ein mögliches Ausflugsziel für den Autorenkreis zu erkunden, Besuche beim Finanzamt (lächel), Fahrt von einer Tagung nach Hause, wo ich ihm und einem weiteren Kollegen einfach davonfuhr, die mich überreden wollten zu bleiben. Alles so schön und vertrauensvoll. Gernot war sehr kritisch, sowohl sich selbst gegenüber, als auch gegenüber den Texten der Mitglieder. An seinem Urteil bin ich gewachsen. Ich bin dankbar. Er fehlt mir.
Der Nachruf:
Wir trauern um unseren Ehrenvorsitzenden
Gernot Burgeleit,
der am 07.11.2023 im Alter von 86 Jahren verstorben Ist.
40 Jahre gehörte er seit 1983 unserem Autorenkreis an,
leitete ihn von 1984 bis 2006 voller Umsicht und großem Engagement als erster
Vorsitzender. Während seiner Amtszeit, in der er unseren Kreis voller
Besonnenheit prägte, initiierte er literarische Wettbewerbe, es entstanden
Anthologien, er förderte den Austausch mit anderen Schriftstellervereinigungen
und einer jüdischen Schriftstellerin in Israel, die korrespondierendes Mitglied
wurde. Während seiner Amtszeit erlangte der Autorenkreis den Status
„Gemeinnützigkeit.“ Den großen Anspruch an die Literatur, den er als studierter
Philologe den Mitgliedern vermittelte, stellte er auch an seine eigenen Werke,
die in zwei Büchern und zahlreichen Beiträgen in Zeitungen veröffentlicht
wurden.
Gernots literarischer Schwerpunkt war die Lyrik. Sein erstes
Buch “Berührungspunkte“ erschien1983 im Verlag Doris Gey, Hagen. „Berührungen“
bedeuteten für ihn dem Menschen gegenüber zu lauschen und ihn zu verstehen.
Eine leichte Melancholie durchzieht viele seiner Gedichte, sie erzählen oftmals
von „Nächstes und Fernes“, wie eine Zeile eines Gedichtes lautet.
Mit offenem Blick für das Geschehen der Zeit, scheute er
sich nicht, das Dunkle in der Zeit des kalten Krieges zu benennen. Sein Gedicht
„Frage“, in diesem Buch an prominenter erster Stelle zu lesen, erschien zudem in
der renommierten Wochenzeitschrift Stern:
Frage
Regierungen fürchten
ihr Gesicht zu verlieren.
Menschen fürchten,
ihr Leben zu verlieren.
Wann ehren Völker
statt toter Soldaten
Regierungen mit
verlorenen Gesichtern?
Sein Buch „Einer winkt“, erschien 2011 im Goki-Verlag,
Kierspe. Es enthält Gedichte aus den Jahren 1980 bis 2010. Auch diese Gedichte
bestechen durch ihre Inhalte, aber auch durch ihre Ästhetik. Kein Wort zu viel,
das war der Anspruch des Lyrikers.
Auch seine Kurzprosa beeindruckte. Die Erzählungen berichten
ebenso wie die Gedichte von Menschen in ihren Lebenssituationen, die er in
bewegenden Bildern schreibend festhält.
Aus seinem letzten Buch exemplarisch ein Gedicht, das die
Zartheit spiegelt, die in vielen seiner Gedichte spürbar ist:
Ausgleich
Wenn Tagesbilder
Atem rauben
und Nachtträume
den Schlaf,
steig ich nach innen,
beleuchte Dunkelräume
mit einem Gesicht,
einem Wiesenstück,
einer Umarmung,
weiß danach,
längst wieder im Tross,
dass diese Bilder
im Archiv des Herzens
auch Welt sind,
Gernot bezeichnete sich gern als Zeitungsschreiber. Seine
Gedichte und Geschichten erschienen in regionalen und überregionalen
Tageszeitungen sowie in Literaturzeitungen. Bekannt wurde er auch durch seine
Lesungen, zu denen sich recht bald ein Stammpublikum einfand.
Ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang:
geboren am 20. Mai 1937 in Gießen, lebte er 12 Jahre in
Köln. In seinem ersten Beruf, den des Schriftsetzers und Zeitschriftenkorrektors,
fühlte er sich bereits dem Wort nah. Nach Fachschulreife und Begabtenprüfung
studierte er an der Pädagogischen Hochschule Köln.
Sein zweiter Beruf, wie er es nannte, war der des Lehrers,
den er seit 1964 in Hohenlimburg ausübte und nebenamtlich als Fachleiter an den
Lehrerseminaren in Gevelsberg und Lüdenscheid tätig war.
Sein letztes Gedicht in seinem zweiten Buch erscheint wie
ein Vermächtnis:
Was bleibt
Lilien wiegen
den Schmetterling.
Verse wagen
der Schwankenden
Bestand.
Winters noch
ein Sommerglück
im Wort.
Lieber Gernot, Du wirst uns fehlen, aber in unseren Herzen
bleiben.
Deine Annette