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3. Februar 2008

Bericht über das Schriftstellertreffen in Warschau von Agnieszka Rzadca

In der Hauptstadt Polens kam es vor einigen Tagen zu einem besonderen Dialog - es war ein poetischer Dialog, an dem viele Menschen aus Polen und Deutschland beteiligt waren.
Die deutsch – polnischen Autorenbegegnungen wurden in der Deutschen Botschaft in Warschau mit der Präsentation der deutsch-polnischen Anthologie „Mloda poezja niemiecka - Die moderne deutsche Lyrik“ am 22. Januar 2008 eröffnet und wurden bis zum 25. Januar 2008 fortgeführt.
Das Programm der Autorenbegegnungen beinhaltete zwei poetische Abende, bei denen deutsche und polnische Künstler sich austauschen konnten und zwei weitere Besuche von Bildungseinrichtungen wie die Willy-Brandt-Schule und die Warschauer Universität sowie eine Stadtbesichtigung.

Die deutsch - polnischen Treffen leitete Agnieszka Rzadca mit der Verlagsvorsitzenden des Anagram-Verlages, Magdalena Koperska.
Diese Treffen wurden von Frau Kerstin Kick aus dem Kulturreferat der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und von Agnieszka Rzadca vorbereitet und konnten nur dank der großen Unterstützung der Deutschen Botschaft stattfinden, wofür alle Projektmitarbeiter und Teilnehmer sehr dankbar sind.

Am 22. Januar begann um 19.15 Uhr die Präsentation der Anthologie „Mloda poezja niemiecka – Die moderne deutsche Lyrik“ von Agnieszka Rzadca im Konferenzsaal des neuen Gebäudes der Deutschen Botschaft in Warschau.
Der feierliche Abend wurde von Herrn Jens Lütkenherm, dem Chef der Kulturabteilung, mit einer Begrüßungsrede eröffnet und es erfolgte eine kurze Vorstellung der Anthologie von Magdalena Koperska und Agnieszka Rzadca, damit anschließend nach einem wundervollen Musikintermezzo von Andreas Koch, alle angereisten Autoren und Autorinnen aus Deutschland Gedichte vortragen konnten und die polnischen Schriftsteller diese vorgetragenen Kompositionen mit ihren Stücken und Reden bereichern konnten. Alle Gedichte wurden in der polnischen Sprache durch den polnischen Schauspieler Jerzy Lazewski und in der deutschen Sprache durch die Autoren und Autorinnen selbst gelesen oder von Agnieszka Rzadca, die die Reden der polnischen Gäste ins Deutsche übersetzte, vorgetragen.Die Gruppe der deutschen Schriftsteller bildeten am Präsentationsabend: Manfred Wrobel (Mühlheim), Sabine Fenner (Elmshorn), Nikola Richter (Berlin), Michael Lobisch-Delija (Wetterau), Annette Gonserowski (Kierspe) und es kam auch der hervorragende Konzertgitarrist Andreas Koch. Die polnische Gruppe bildeten: Magdalena Koperska (Warschau), Marta Popek (Warschau) und Zbigniew Barteczka (Posen).
Nach den Vorträgen konnten alle Gäste bei einem Glas Wein mit den deutschen und polnischen Künstlern sich unterhalten.
Gegen 22 Uhr endete die Veranstaltung und die Tür des neuen Gebäudes der Botschaft wurde verschlossen.

Am nächsten Tag, nach einer langen Nacht voller Eindrücke, gingen die deutschen Teilnehmer der dt.-pl. Autorenbegegnungen zuerst in die Stadt, wo sie unterschiedlichste architektonische Bauten zum Gespräch über die Warschauer Kulturszene anregten.
Nach dem Besuch der modernen Bibliothek der Warschauer Universität, trafen sich polnische Schriftsteller mit den deutschen Nachbarn im Haus der Kultur „Zacisze“. Dort stellte man die deutsch-polnische Publikation kurz vor, damit sich der Dialog zwischen deutschen und polnischen Autoren und Autorinnen entfaltet kann. Die polnische Künstlergruppe stellte sich auch vor, es waren dabei: Boguslawa Boniecka, Sylwia Stawarz, Elzbieta Pawlowska, Anna Wiktorzak, Dariusz Jaworek, Ludwik Jankowski und Boguslaw Falicki.
Es gab schnell viele Fragen, da die vorgetragene polnische Lyrik andere Themen berührte als die deutschen Stücke. Gesprochen wurde auch über das Haus der Kultur „Zacisze“ und die Tätigkeitsfelder.

Die polnischen Schriftsteller wollten vor allem wissen, ob die deutschen Autoren auch zur Feder greifen, wenn sie einen Moment festhalten wollen. Bald merkten alle, dass zwar die Inhalte und die Formen in der polnischen und der deutschen Poesie sich etwas unterscheiden, aber nicht die Motivation des Schreibens. Ob auf polnisch oder auf deutsch, man möchte seine poetischen Einfälle festhalten und somit etwas anderen Menschen mitteilen.

Beim letzten dt.-pl. Treffen stand der Besuch der Willy-Brandt-Schule an. Schüler und Schülerinnen aus höheren Klassenstufen hörten den deutschen Gästen genau zu und stellten präzise Fragen an alle Autoren. Das Treffen war sehr interessant, da die Schüler vor allem wissen wollten, wie es um die Übersetzungsvarianten, um die Sprachpflege beim Schreiben moderner deutscher Texte steht und sie wollten auch herausbekommen, warum die Autoren gerade Lyrik schaffen und welchen Stellenwert das Schreiben in ihrem Leben hat. Es waren Fragen, die nicht nur einen offenen Meinungsaustausch hervorriefen, sondern zum längeren Nachdenken bewegten, was auch diese schwierige Frage auslöste: „Wie kann man die moderne Poesie beschreiben, die zum Teil Kennzeichen einer anderen Epoche hat, wie z.B. die romantischen Bilder ?“ Selbstverständlich suchten alle nach einer Antwort und besonders Nikola Richter schaffte es die moderne deutsche Lyrik gut zu beschreiben, aber die Schriftsteller und die Schriftstellerinnen waren sich einig, dass für solch eine Beschreibung die Zeit noch nicht gekommen ist. Angesprochen wurde auch die Form der Literatur im Netz und ihr Nutzen. Das Treffen freute uns sehr und war wohl eine Bereicherung auch für die Schüler und Schülerinnen.

Nach dem Gespräch gab es eine Stärkung im „Schlossrestaurant“ im Willanow-Park, damit man gestärkt war für den kleinen Spaziergang auf dem Gebiet der Warschauer Universität und für das große Abschiedsessen danach. Am Abend lachte man viel, obwohl man wusste, dass schon am nächsten Tag alle die polnische Kulturstadt Warschau verlassen werden, um neue Texte über diese Ereignisse zu schreiben und noch ganz andere Dinge zu machen.

Die Tage der deutsch-polnischen Autorenbegegnungen waren lehrreich und vielleicht haben sie den deutschen und polnischen Autoren und Autorinnen einen gemeinsamen Weg im vereinten Europa aufgezeigt. Daneben wurden junge und ältere Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zu einem gemeinsamen poetischen Dialog angeregt.

Ausklingen soll diese Beschreibung der dt.-pl. Autorentage mit folgenden Versen:

„Möge der Wind nicht die Spuren verwehen,
sondern einige Sandkörner weitertragen,
in denen sich offene Gesprächsformen spiegeln. “

(c) Agnieszka Rzadca

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