Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




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13. April 2008

Endgültig




Er lag auf der Terrasse. Die Rhododendron-Büsche warfen diffuse Schatten auf seine lang ausgestreckten Pfoten. Ich wendete mich von den Büschen ab und sah ihn an: wie sich sein Fellchen kräuselte. Wie weich es war, als ich mich zu ihm niederbeugte, meine Finger in ihm vergrub. Ich streichelte ihn. Wie seine Wärme in mich rann! Er schlief. Dem Wunsch, meine Nase in sein Fell zu wuseln, ihm wieder und wieder leise zuzuraunen: „Ich habe Dich so lieb, lieb, lieb“, gab ich nicht nach. Er würde ihn aus seinem Schlaf wecken.

Ich betrachtete ihn – mein Herz stockte, Entsetzen machte sich in mir breit: er löste sich auf. Zuerst seine buschige Rute, die stets am sichersten zeigte, dass ein Besuch beim Hundefriseur lange schon überfällig war. Schon war sein Körper nicht mehr sichtbar, seine Vorderläufe. Nur noch sein Hals und Kopf waren greifbar nah. Panik in meinen Augen, meine Hände erstarrten zwischen den weichen Haaren, versuchten zu halten, was nicht zu halten war.

Ich erwachte. Heiße Tränen rannen über meine Wangen, versickerten im warmen Stoff des Kissenbezuges. In meinen Händen das Gefühl des weichen Fellchens und Wärme. Nähe, spürbare Nähe. Wärme, Nähe, weiches Fell- schmerzhaft nah.

Im Wachen die Gewissheit des Endgültigen und das Gefühl des Fellchens an meiner Hand.

(c) Annette Gonserowski

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