Der Anfang eines Prosawerkes, das ich heute begann:
Ulrich
Ich liebe
ihn.
Wenn man mich
fragen würde: „Seit wann liebst du ihn?“, wüsste ich die Antwort nicht.
So könnte ich
nur antworten: „Ich liebte ihn schon immer.“
Eigentlich
müsste ich antworten: „Ich liebte ihn schon vor immer.“
In
Wirklichkeit kann ich dies nur fühlen.
„Ich liebte
ihn schon im Mutterleib“, möchte ich glauben.
Sein
Herzschlag war mir nah, in der wohligen Enge des Mutterleibes.
Zwillinge,
Herzschlag an Herzschlag.
„Ich nahm ihm
die Nahrung,“ möchte ich weinen.
Er war so
klein, als er vor mir die wohlige Höhle verließ, mir den Weg bereitete.
Kleiner
Gentlemen, schon damals.
Er war so
schwach, kaum lebensfähig. Man sorgte sich um ihn, schon damals.
Ich sorgte
mich um ihn, als wir älter waren und er todkrank.
Dass ich mich
um ihn immer sorgte, wäre nicht die Wahrheit. In Zeiten, in denen er glücklich
war, war auch ich glücklich. Wir sahen das gegenseitige Glück, spürten es in
uns – und kümmerten uns nicht darum. Es war da. Ganz selbstverständlich. So
selbstverständlich, wie wir beide da waren, oft entfernt voneinander, aber immer
herznah.
„Ich liebe
ihn noch immer“, wäre auch eine Antwort.
Ulrich ist
tot.
„Ich werde
ihn immer lieben. Solange ich lebe“, das weiß ich mit Gewissheit.
(c) Annette Gonserowski
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