Fotos: Atelier Albrecht, Meinerzhagen |
Wiedersehen
(für einen Freund)
Sie öffneten
die Tür zum Restaurant.
Gleich würden
sie ihn wiedersehen.
Er war nach
12 langen Jahren aus seiner Heimat ins kleine beschauliche Sauerlandstädtchen
zurückgekehrt, stand nun seinem Sohn in dessen Restaurant mit Rat und Tat zu
Seite.
Nahezu 30
Jahre war es her, dass sie sich kennengelernt hatten.
Sie waren
jung damals und fröhlich und gut aussehend, das fanden sie jedenfalls.
War das lange
her.
Damals war in
beiden Familien ein junger Hund eingezogen. Mit beiden Hunden – ihrer war ein
Airedaleterrier gewesen, der andere war ein Bouvier – hatten sie sich zur
Ausbildung im Schäferhundeverein angemeldet. Beide Hunde waren sozusagen Exoten
zwischen den gelehrigen Schäferhunden und bei weitem nicht so gut erzogen, wie
diese. Auch nicht nach Vollendung der Ausbildung. Aber Spaß und Freude hatte es
gemacht. Gelacht hatten sie viel.
Die Zeit war
über das Land und er und seine Familie in seine Heimat gezogen- sie hatten sich
aus den Augen verloren.
Und jetzt waren
sie wieder da. Wie schön!
Und schon
standen sie vor ihm und die Freude war riesengroß! Umarmungen, Küsse rechts und
links auf die Wangen und die Augen leuchteten wie einst!
Besonders sie
freute sich unbändig: was hatten sie für fröhliche Stunden miteinander
verbracht.
Der Freund,
der sie begleitete, schien erstaunt: „Er freut sich richtig doll.“
„Ja“
erwiderte sie: „Er sieht uns vielleicht noch mit unseren dunklen Haaren. Sieht
mich immer noch als junge Frau. Nun sind meine Haare schon weiß. Seine sind ja
noch so schön schwarz, wie einst.“
Der Freund
schaute sie irritiert an: „Bitte? Was meinst Du damit? Seine Haare sind doch
auch grau.“
„Nein“
entrüstet schaute sie ihn an, „Seine Haare sind noch schwarz. Genauso wie
früher.“
Sie hatten
mittlerweile an einem Tisch im Gastraum Platz genommen.
„Na, warte
mal ab, wenn er gleich an unseren Tisch kommt.“ Der Freund lächelte.
Und schon kam
der Besprochene, brachte die Getränke auf den Tisch.
Verstohlen
schaute sie auf sein Haupt. Und wirklich, sie konnte es nicht fassen: seine
Haare waren ebenso grau wie die ihren und die ihres Mannes.
Der Freund
schmunzelte: „Ich frage mich, wer wen noch als jungen Menschen vor den Augen
hat.“
Sie lachten,
wieder war da die Fröhlichkeit und die vergangenen Jahre nicht mehr sichtbar.
© Annette
Gonserowski
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