Eigene Lyrik, Fotos und Bilder




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1. Dezember 2023

Dichterfreund Gernot Burgeleit

 

Vor dem ehem. Literaturhotel Franzosenhohl in Iserlohn nach einer Lesung

Vorstandsgespräche während eines Ausflugs des Autorenkreises

 

Mein Dichterfreund Gernot Burgeleit ist tot.

 

Den Nachruf schrieb ich für den Autorenkreis, ihm hab ich nichts mehr hinzuzufügen.

Nur vorab dieses: Wir traten im selben Jahr, 1983, dem Autorenkreis bei. 21 Jahre arbeiteten wir gemeinsam im Vorstand: Gernot 21 Jahre lang als 1. Vorsitzender, ich als Schatzmeisterin, 2.Vorsitzende und als Gernot sein Amt als Vorsitzender abgab, wurde ich eine Periode später 1. Vorsitzende. Jetzt bin ich auf eigenen Wunsch nur noch Beiträtin. Mit Gernot verband mich eine verlässliche Freundschaft. Viele gemeinsame Aktivitäten haben wir für den Autorenkreis bestritten, viele schöne Momente erlebt. Oft waren es die kleinen Momente, an die ich mich so gern erinnere: Treffen im Cafe zu zweit, mit Gesprächen über die Literatur und deren Szene, Lesungen, Lesungen bei denen er sich in meine Texte erst einmal *hineinhören* musste, gemeinsame Fahrten, um ein mögliches Ausflugsziel für den Autorenkreis zu erkunden, Besuche beim Finanzamt (lächel), Fahrt von einer Tagung nach Hause, wo ich ihm und einem weiteren Kollegen einfach davonfuhr, die mich überreden wollten zu bleiben. Alles so schön und vertrauensvoll. Gernot war sehr kritisch, sowohl sich selbst gegenüber, als auch gegenüber den Texten der Mitglieder. An seinem Urteil bin ich gewachsen. Ich bin dankbar. Er fehlt mir. 

 

Der Nachruf:

Wir trauern um unseren Ehrenvorsitzenden

 

Gernot Burgeleit,

 

der am 07.11.2023 im Alter von 86 Jahren verstorben Ist.

 

40 Jahre gehörte er seit 1983 unserem Autorenkreis an, leitete ihn von 1984 bis 2006 voller Umsicht und großem Engagement als erster Vorsitzender. Während seiner Amtszeit, in der er unseren Kreis voller Besonnenheit prägte, initiierte er literarische Wettbewerbe, es entstanden Anthologien, er förderte den Austausch mit anderen Schriftstellervereinigungen und einer jüdischen Schriftstellerin in Israel, die korrespondierendes Mitglied wurde. Während seiner Amtszeit erlangte der Autorenkreis den Status „Gemeinnützigkeit.“ Den großen Anspruch an die Literatur, den er als studierter Philologe den Mitgliedern vermittelte, stellte er auch an seine eigenen Werke, die in zwei Büchern und zahlreichen Beiträgen in Zeitungen veröffentlicht wurden.

 

Gernots literarischer Schwerpunkt war die Lyrik. Sein erstes Buch “Berührungspunkte“ erschien1983 im Verlag Doris Gey, Hagen. „Berührungen“ bedeuteten für ihn dem Menschen gegenüber zu lauschen und ihn zu verstehen. Eine leichte Melancholie durchzieht viele seiner Gedichte, sie erzählen oftmals von „Nächstes und Fernes“, wie eine Zeile eines Gedichtes lautet.

Mit offenem Blick für das Geschehen der Zeit, scheute er sich nicht, das Dunkle in der Zeit des kalten Krieges zu benennen. Sein Gedicht „Frage“, in diesem Buch an prominenter erster Stelle zu lesen, erschien zudem in der renommierten Wochenzeitschrift Stern:

 

Frage

 

Regierungen fürchten

ihr Gesicht zu verlieren.

Menschen fürchten,

ihr Leben zu verlieren.

 

Wann ehren Völker

statt toter Soldaten

Regierungen mit

verlorenen Gesichtern?

 

Sein Buch „Einer winkt“, erschien 2011 im Goki-Verlag, Kierspe. Es enthält Gedichte aus den Jahren 1980 bis 2010. Auch diese Gedichte bestechen durch ihre Inhalte, aber auch durch ihre Ästhetik. Kein Wort zu viel, das war der Anspruch des Lyrikers.

Auch seine Kurzprosa beeindruckte. Die Erzählungen berichten ebenso wie die Gedichte von Menschen in ihren Lebenssituationen, die er in bewegenden Bildern schreibend festhält.

 

Aus seinem letzten Buch exemplarisch ein Gedicht, das die Zartheit spiegelt, die in vielen seiner Gedichte spürbar ist:

 

Ausgleich

 

Wenn Tagesbilder

Atem rauben

und Nachtträume

den Schlaf,

steig ich nach innen,

beleuchte Dunkelräume

mit einem Gesicht,

einem Wiesenstück,

einer Umarmung,

weiß danach,

längst wieder im Tross,

dass diese Bilder

im Archiv des Herzens

auch Welt sind,

 

Gernot bezeichnete sich gern als Zeitungsschreiber. Seine Gedichte und Geschichten erschienen in regionalen und überregionalen Tageszeitungen sowie in Literaturzeitungen. Bekannt wurde er auch durch seine Lesungen, zu denen sich recht bald ein Stammpublikum einfand.

 

Ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang:

geboren am 20. Mai 1937 in Gießen, lebte er 12 Jahre in Köln. In seinem ersten Beruf, den des Schriftsetzers und Zeitschriftenkorrektors, fühlte er sich bereits dem Wort nah. Nach Fachschulreife und Begabtenprüfung studierte er an der Pädagogischen Hochschule Köln.

Sein zweiter Beruf, wie er es nannte, war der des Lehrers, den er seit 1964 in Hohenlimburg ausübte und nebenamtlich als Fachleiter an den Lehrerseminaren in Gevelsberg und Lüdenscheid tätig war.

 

Sein letztes Gedicht in seinem zweiten Buch erscheint wie ein Vermächtnis:

 

Was bleibt

 

Lilien wiegen

den Schmetterling.

 

Verse wagen

der Schwankenden

Bestand.

 

Winters noch

ein Sommerglück

im Wort.

 

Lieber Gernot, Du wirst uns fehlen, aber in unseren Herzen bleiben.

 

Deine Annette

 

 

 

 

 

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