Frauchen und der weiße Traum
Frauchen hat viele Träume.
Ein Traum davon bin ich und ein anderer hat weiße Federn.
Es sind nicht die Gänse von Rudi, die auf dem Teich leben, der in den Bachauen ist. Zu denen führe ich Frauchen fast täglich. Max und Lilli kommen laut kreischend an den Zaun, der den Teich umgibt. Zischelnd recken sie ihre langen Hälse in meine Richtung, um anschließend zu schreien, dass es mir durch das Mark und Bein geht. Währenddessen zupft Frauchen schon frisches Gras. Das steckt sie durch den Zaun und die Biester kommen friedlich zu ihr, um das Gras aus ihrer Hand zu fressen. Sie machen das vorsichtig, dass ich es kaum glauben kann. Sie gackern dann ganz leise wie Hühner, die zufrieden auf dem Bauernhof herumlaufen. Wenn wir ihnen aber bei einem Spaziergang begegnen, den Rudi mit seinen Gänsen oft in Richtung des Waldes unternimmt, dann kommen sie flügelschlagend auf uns zu, schreiend und wütend. Dann ergreife ich die Flucht. Dass Frauchen dann so ruhig bleibt, ist mir schleierhaft, denn auch sie wird von den Gänsen in die Beine gezwickt. "Aber nicht so schlimm," sagte sie mir, denn dieses Federvieh kennt sie. In diesen Gänseteich darf ich auch im Sommer, denn Rudi hat extra einen Badeinstieg für Hunde gemacht. Dort stehe ich im Sommer gern, schlürfe das frische Wasser, denn der Teich wird vom Bach gespeist, der oberhalb im Wald entspringt und sich bis zum Teich talwärts durch die abschüssigen Wiesen schlängelt. An diesem Bach wachsen im Frühling Sumpfdotterblumen und Holunder spiegelt seine Blütendolden auf seinen Wellen. Dort steht auch der wilde Apfelbaum, den der Vater von Frauchen als junger Mann veredelte und der seitdem Früchte trägt. Von ihnen nimmt Frauchen im jeden Herbst einen, trägt ihn sorgsam heim.
Frauchen hat viele Träume.
Ein Traum davon bin ich und ein anderer hat weiße Federn.
Es sind nicht die Gänse von Rudi, die auf dem Teich leben, der in den Bachauen ist. Zu denen führe ich Frauchen fast täglich. Max und Lilli kommen laut kreischend an den Zaun, der den Teich umgibt. Zischelnd recken sie ihre langen Hälse in meine Richtung, um anschließend zu schreien, dass es mir durch das Mark und Bein geht. Währenddessen zupft Frauchen schon frisches Gras. Das steckt sie durch den Zaun und die Biester kommen friedlich zu ihr, um das Gras aus ihrer Hand zu fressen. Sie machen das vorsichtig, dass ich es kaum glauben kann. Sie gackern dann ganz leise wie Hühner, die zufrieden auf dem Bauernhof herumlaufen. Wenn wir ihnen aber bei einem Spaziergang begegnen, den Rudi mit seinen Gänsen oft in Richtung des Waldes unternimmt, dann kommen sie flügelschlagend auf uns zu, schreiend und wütend. Dann ergreife ich die Flucht. Dass Frauchen dann so ruhig bleibt, ist mir schleierhaft, denn auch sie wird von den Gänsen in die Beine gezwickt. "Aber nicht so schlimm," sagte sie mir, denn dieses Federvieh kennt sie. In diesen Gänseteich darf ich auch im Sommer, denn Rudi hat extra einen Badeinstieg für Hunde gemacht. Dort stehe ich im Sommer gern, schlürfe das frische Wasser, denn der Teich wird vom Bach gespeist, der oberhalb im Wald entspringt und sich bis zum Teich talwärts durch die abschüssigen Wiesen schlängelt. An diesem Bach wachsen im Frühling Sumpfdotterblumen und Holunder spiegelt seine Blütendolden auf seinen Wellen. Dort steht auch der wilde Apfelbaum, den der Vater von Frauchen als junger Mann veredelte und der seitdem Früchte trägt. Von ihnen nimmt Frauchen im jeden Herbst einen, trägt ihn sorgsam heim.
Aber ich schweife ab... das macht mein Alter.... ich werde geschwätzig.
Sind es auch nicht Rudis Gänse, die nächstens durch Frauchens Träume ziehen, so haben sie doch ein klein wenig mit diesem Traum zu tun.
Es ist auch nicht direkt Frauchens Name, der ihren Traum entstehen ließ, auch wenn man das meinen könnte: ihr Name bedeutet... ach, ich sag es mal lieber nicht...
Frauchens Traum hat weiße Federn...
Er war schon einmal Wirklichkeit, der Traum lag jahrelang auf ihrem Bett: ein federleichtes Federbett... und ich mittendrin. Aber nur am Tag und nur auf einer Decke, die darüber lag. Nachts, wenn Menschen unter diesen Traum kriechen, ist das Schlafzimmer für mich tabu. Das akzeptiere ich zähneknirschend - und Frauchen erleichtert es mir mit einem Leckerchen, das ich bekomme, wenn ich den Traum verlasse.
Der Traum wurd flach und flacher. Er umhüllte Frauchens Träume nicht mehr wärmend.
Frauchen hing an ihrem Traum und umhüllte ihn mit einer warmen Decke. Das war eine gute Lösung - doch damit verflog die Leichtigkeit ihres Traums.
Nun aber war Frauchen zu einer Buchpräsentation in Hagen. Hinterher ging sie noch mit einem Dichterfreund essen. Man sprach über Literatur und Träume genrell, trank und aß dabei, schaute sich in die Augen und auf den Mund, verstand sich und die Worte und war in der Welt der Wörter angekommen, fühlte sich wohl.
Als sie das Restaurant verließen, brach die Kälte der realen Welt über sie herein, die zudem noch den Atem des Winters um ihre Nasen wehen ließ. So ging jeder rasch in Richtung seines Autos, die auf entgegen gesetzten Parkplätzen der Stadt untergebracht waren. Der Dichterfreund schlug seinen Schal fester um den Hals, strebte in Richtung des Parkhauses. Frauchen knöpfte ihren langen Mantel zu, ging in Richtung des Parkplatzes und stockte nach wenigen Schritten: an dem Bettengeschäft links der Straße waren riesige Schilder angebracht: "Rabatte wegen Geschäftsaufgabe". Frauchens Herz schlug schneller. Am Tisch, auf dem große Wohndecken aus flauschiger Baumwolle ausgestellt waren, blieb sie zum ersten Mal länger stehen: eine zart-gelb-beige Decke fand ihr Gefallen. Sie war genau das Richtige für mich, denn dass ich es nicht nur wohlig haben, sondern sich die Decke auch noch harmonisch der Wohnung anpassen sollte, das war Frauchens Anspruch.
Als sie zum Bezahlen das Geschäft betrat, war sie umringt von ihren Träumen: dicke, weiche, federleichte Daunendecken lagen aufgestapelt in den Regalen! In jeder gewünschten Ausführung: 100 % Wildgänsedaunen, 80 % Dauen und 20 % Federn, aus dem Norden, aus Europa, aus Deutschland. Alle mit einem Gütesiegel versehen, das den Traum zum Traum werden ließ.
Frauchens Herz, das alles Weiße, alles Flauschige, alles Wärmende und alles Leichte liebt, holperte vor Freude. Sie warf meine Decke über die Schulter, damit sie beide Hände frei hatte. Und schon fühlte sie prüfend die gesteppten Decken an! Die waren ein Traum: so dick, so daunenleicht... so wunderbar herrlich leicht! Einfach ein Wirklichkeit gewordener Traum zum Anfassen.
Als Frauchens Blick auf die reduzierten Preise fiel, überschlug sich ihr Herz fast und sie im Kopf die Zahlen ihres Kontostandes. Da war kein langes Überlegen mehr nötig: der leichte, flauschige Traum wurde leicht auf ihren Händen zur Kasse getragen, von dort zum Auto, er fuhr mit in unser Haus.
Dort umhüllte Frauchen ihn mit einer schmeichelnden Hülle. Darauf legte sie meine neue Decke, denn ihr war klar, dass natürlich ich zuerst diesen Traum und auf ihm träumen durfte, auch wenn sie innerlich gar nicht damit einverstanden war. Aber so ist es: der größte Traum - nämlich ich - hat oberste Priorität vor nachrangigen Träumen.
Als es dunkel wurde, da wurde Frauchens Traum konkret: sie schlüpfte unter die 100 % nordischen Dauen und versank darunter. So leicht war der Traum, so warm, dass die Körnerkissen nach wenigen Minuten aus dem Bett auf den Bettvorleger flogen. Frauchen lag selig lächelnd mit dem Buch vor der Nase unter ihrem Traum. Kaum war ihre Nasenspitze zu sehen. Nur die Füße, die sie immer unter der Bettdecke hervorstreckt, schauten auch diesmal entspannt unter ihr hervor.
Frauchen lächelte selig träumend: ich weiß ja nicht, vielleicht trugen die Daunen noch eine geheime Botschaft ihres nordischen Dichterfreundes, mit dem sie Gedichte tauscht.
Später, als das Licht gelöscht wurde, da lag Frauchen umhüllt von ihrem Traum in tiefen Träumen und träumte neue Träume. Sicher zog ich mit meiner Rute wedelnd durch diesen Traum.
(c) Annette Gonserowski
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