In der Margarethenkirche sind die Lichter am großen Weihnachtsbaum neben der Kanzel erleuchtet. Nur vereinzelt brennen elektrische Lampen im Gotteshaus. Es haben sich unzählige Gläubige versammelt, um das Fest der Geburt Jesus Chistus zu feiern. Alle haben den Kopf im Gebet gesenkt, nur die Kinder schauen verstohlen auf die Lichter des Weihnachtsbaumes. Die andächtige Stille endet mit dem vielstimmigen Gesang des Liedes "Oh, Du fröhliche...." Auch die Zwillinge singen so laut es ihre kleinen Stimmen hergeben, diesen Lobgesang. Kaum, dass er geendet hat, greifen sie nach den Händen der Eltern und versuchen aus der Bank herauszudrängen, hinaus aus der Kirche.
Voller freudiger Erwartung gehen sie mit den Eltern durch die klirrend kalte Nacht in Richtung des Elternhauses. Bestimmt 3 Kilometer müssen sie durch den Schnee stapfen, den Berg hinauf und herunter, den nächsten wieder hinauf und durch den Hohlweg hinunter, bis sie das Gehöft erreicht haben, auf dem das Elternhaus steht. Sie gehen mitten auf der Hauptstraße, die an diesem Abend kaum befahren ist. Der Bürgersteig, der nur bis zur Abbiegung zum zweiten Berg vorhanden ist, liegt unter tiefem Schnee. Nur wenige Häuser säumen den Weg, bevor dieser nach dem letzten Haus auf der Anhöhe sich weiter zwischen Wiesen schlängelt.
Das Elternhaus ist das letzte des Gehöftes - hinter ihm breiten sich Wiesen und Äcker aus.
Den Tisch in der Wohnküche hat die Mutter schon vor dem Kirchbesuch gedeckt und die Tür zum Wohnzimmer fest verschlossen. Auf dem Herd stehen die Töpfe mit dem Heiligabend-Menü - auch in diesem Jahr das Gleiche: eine köstliche Rindfleischsuppe mit Eierstich, Schweinebraten mit Pilzen, Salat.
Die Geduld der Zwillinge wird auf die Probe gestellt. Das Stillsitzen am Tisch fällt ihnen schwer und das gemeinsame Essen wird zur Tortur. Erst danach wird die Tür zum Wohnzimmer geöffnet. Die Mutter versteht ihre Zwillinge. Heute brauchen sie nicht gemeinsam das Geschirr abtrocknen. Mutter wird es später allein spülen.
Endlich erheben sich Vater und Mutter und gehen in das Wohnzimmer. Nun wird Vater die Kerzen am Weihnachtsbaum entzünden und Mutter die Decke vom Gabentisch nehmen. Wenn das Glöckchen erklingt, dürfen sie in das Zimmer kommen. Als die Großmutter noch lebte, hat sie mit den Zwillingen gemeinsam gewartet und sie aufmerksam gemacht, dass das Christkind mit der Himmelsziege angekommen war - und das Rascheln des Ilexbusches am Fensters es bezeugte. Dann hatten sich die Kinder enger an die Großmutter gekuschelt und voller Erwartung gelauscht. Die eigene Ziege im Stall wurde am nächsten Tag noch aufmerksamer betrachtet, denn auch sie hatte Besuch dieser Himmelsziege gehabt.
Und schon erklingt das Glöckchen, das verkündet, dass das Christkind da war. Mit roten Wangen drängen die Zwillinge in das Zimmer. Der *große* Bruder geht hinter ihnen. Noch während sie ein Stück der Weihnachtsgeschichte erzählen, schauen sie verstohlen zum Gabentisch.
Endlich dürfen sie an den Gabentisch treten: der Junge bekommt das Buch, das er schon beim Stöbern in den Schränken vor Weihnachten gefunden hatte. Er hatte es in einen anderen Umschlag gelegt und heimlich gelesen. Nun wird er es noch einmal lesen. Sie bekommt auch ein Buch und den so sehnlicht gewünschten Baby Doll, einen Schlafanzug mit kurzer Hose, den die Mutter selbst genäht hat. Auch dicke Winterschuhe stehen neben den Büchern, für jedes Kind ein neues Paar. Und warme Socken.
Jedes Kind bekommt einen Teller mit Nüssen, Äpfeln, einer Apfelsine, etwas Marzipan, Schokolade, Lebkuchen und Schokoladenfiguren.
Das ist alles. Oder? Die Mutter schaut so eigenartig in Richtung der Fenstergardine. Das Mädchen schaut den Bruder an. Der hebt die Schulterblätter. "Weiß nicht." Die Mutter lächelt. "Ja, wollt Ihr denn nicht mal schauen?" Vorsichtig heben die Zwillinge die Übergardine an: und da stehen sie, rechts und links an an jeder Seite des Fensters: lange, hölzerne Ski. Für jedes Kind ein Paar. Und Stöcke aus Bambus mit einem runden Teller und einer Eisenspitze! Die Kinder jauchzen! Ihre Augen strahlen. Sie laufen zu den Eltern "Danke". Dass die Skier unendlich lang sind, viel länger als jedes Kind misst, dass sie mit diesen Skiern noch zusammenwachsen müssen - das spielt keine Rolle. Die Kinder sind selig.
Draussen vor der Tür rieselt der Schnee, wird am anderen Morgen bereit sein, die Spur der Kinder aufzunehmen, die mit dem großen Bruder zum Hang zwischen den Wäldern ziehen werden, um zum ersten Mal auf den Brettern zu stehen, zu fallen und wieder aufzustehen. Dann wird die Küche am Abend voller nasser Schneekleidung über dem Ofen sein und glückliche Kinder erschöpft einschlafen.
(c) Annette Gonserowski
Voller freudiger Erwartung gehen sie mit den Eltern durch die klirrend kalte Nacht in Richtung des Elternhauses. Bestimmt 3 Kilometer müssen sie durch den Schnee stapfen, den Berg hinauf und herunter, den nächsten wieder hinauf und durch den Hohlweg hinunter, bis sie das Gehöft erreicht haben, auf dem das Elternhaus steht. Sie gehen mitten auf der Hauptstraße, die an diesem Abend kaum befahren ist. Der Bürgersteig, der nur bis zur Abbiegung zum zweiten Berg vorhanden ist, liegt unter tiefem Schnee. Nur wenige Häuser säumen den Weg, bevor dieser nach dem letzten Haus auf der Anhöhe sich weiter zwischen Wiesen schlängelt.
Das Elternhaus ist das letzte des Gehöftes - hinter ihm breiten sich Wiesen und Äcker aus.
Den Tisch in der Wohnküche hat die Mutter schon vor dem Kirchbesuch gedeckt und die Tür zum Wohnzimmer fest verschlossen. Auf dem Herd stehen die Töpfe mit dem Heiligabend-Menü - auch in diesem Jahr das Gleiche: eine köstliche Rindfleischsuppe mit Eierstich, Schweinebraten mit Pilzen, Salat.
Die Geduld der Zwillinge wird auf die Probe gestellt. Das Stillsitzen am Tisch fällt ihnen schwer und das gemeinsame Essen wird zur Tortur. Erst danach wird die Tür zum Wohnzimmer geöffnet. Die Mutter versteht ihre Zwillinge. Heute brauchen sie nicht gemeinsam das Geschirr abtrocknen. Mutter wird es später allein spülen.
Endlich erheben sich Vater und Mutter und gehen in das Wohnzimmer. Nun wird Vater die Kerzen am Weihnachtsbaum entzünden und Mutter die Decke vom Gabentisch nehmen. Wenn das Glöckchen erklingt, dürfen sie in das Zimmer kommen. Als die Großmutter noch lebte, hat sie mit den Zwillingen gemeinsam gewartet und sie aufmerksam gemacht, dass das Christkind mit der Himmelsziege angekommen war - und das Rascheln des Ilexbusches am Fensters es bezeugte. Dann hatten sich die Kinder enger an die Großmutter gekuschelt und voller Erwartung gelauscht. Die eigene Ziege im Stall wurde am nächsten Tag noch aufmerksamer betrachtet, denn auch sie hatte Besuch dieser Himmelsziege gehabt.
Und schon erklingt das Glöckchen, das verkündet, dass das Christkind da war. Mit roten Wangen drängen die Zwillinge in das Zimmer. Der *große* Bruder geht hinter ihnen. Noch während sie ein Stück der Weihnachtsgeschichte erzählen, schauen sie verstohlen zum Gabentisch.
Endlich dürfen sie an den Gabentisch treten: der Junge bekommt das Buch, das er schon beim Stöbern in den Schränken vor Weihnachten gefunden hatte. Er hatte es in einen anderen Umschlag gelegt und heimlich gelesen. Nun wird er es noch einmal lesen. Sie bekommt auch ein Buch und den so sehnlicht gewünschten Baby Doll, einen Schlafanzug mit kurzer Hose, den die Mutter selbst genäht hat. Auch dicke Winterschuhe stehen neben den Büchern, für jedes Kind ein neues Paar. Und warme Socken.
Jedes Kind bekommt einen Teller mit Nüssen, Äpfeln, einer Apfelsine, etwas Marzipan, Schokolade, Lebkuchen und Schokoladenfiguren.
Das ist alles. Oder? Die Mutter schaut so eigenartig in Richtung der Fenstergardine. Das Mädchen schaut den Bruder an. Der hebt die Schulterblätter. "Weiß nicht." Die Mutter lächelt. "Ja, wollt Ihr denn nicht mal schauen?" Vorsichtig heben die Zwillinge die Übergardine an: und da stehen sie, rechts und links an an jeder Seite des Fensters: lange, hölzerne Ski. Für jedes Kind ein Paar. Und Stöcke aus Bambus mit einem runden Teller und einer Eisenspitze! Die Kinder jauchzen! Ihre Augen strahlen. Sie laufen zu den Eltern "Danke". Dass die Skier unendlich lang sind, viel länger als jedes Kind misst, dass sie mit diesen Skiern noch zusammenwachsen müssen - das spielt keine Rolle. Die Kinder sind selig.
Draussen vor der Tür rieselt der Schnee, wird am anderen Morgen bereit sein, die Spur der Kinder aufzunehmen, die mit dem großen Bruder zum Hang zwischen den Wäldern ziehen werden, um zum ersten Mal auf den Brettern zu stehen, zu fallen und wieder aufzustehen. Dann wird die Küche am Abend voller nasser Schneekleidung über dem Ofen sein und glückliche Kinder erschöpft einschlafen.
(c) Annette Gonserowski
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