Vor dem Stall des hannoverschen Pferdezüchters stehen sie erwartungsvoll beisammen.
Der Züchter tritt aus dem Stall, führt ein Warmblutpferd an der Hand.
Ein herrlicher Fuchs, dessen Fell im Licht der Dezembersonne kupfern schimmert.
Es wirft den Kopf hoch und wiehert, dass seine Mähne im Wind weht. Aus seinen Nüstern steigen Atemwolken in die kalte Luft. Es tänzelt unruhig.
"Es ist ein Juwel", sagt der Züchter, "und noch vollkommen roh." Das bedeutet, es ist noch nicht angeritten.
Sie schaut das Pferd an. Eine Schwingung des Pferdeherzens hat sie erreicht, sie schwingen im Gleichmaß. Sie schaut die Augen des Pferdes an: sie sind trotz des Gebarens ruhig.
Das Pferd mustert sie. Sein Kopf ist stark und eine breite Blesse zieht sich bis über die Nüstern. Drei seiner Fesselbeine sind weiß, nur das vordere linke ist fuchsfarben.
"Es ist aber bunt", sagt ihr Begleiter.
"Ja, ein markantes Pferd mit Ausstrahlung", erwidert der Züchter. "Es wird ein gutes Dressurpferd. Es hat drei gute Grundgangarten und ist im Takt."
Er lässt den Strick länger, trabt mit ihm über den Hof. Und wirklich: das Pferd läuft leichtfüßig und taktvoll, kaum berühren die Hufe den Boden, sein Rücken schwingt elastisch.
Nicht erst später, nach dem freien Lauf des Pferdes in der Reithalle, bei dem es zu schweben scheint, ist es schnurstracks in ihr Herz gelaufen.
Das Pferd spürt diese Anziehung, reibt seinen Kopf an ihrer Schulter, lässt sich tätscheln und streicheln.
Der Preis - er wird überwunden - das Pferd wird ihres.
Die Mutter des Züchters, alt und gebückt, hält selbstgebackene Plätzchen bereit. In der guten Stube, rechts von der Tenne, ist der Kaffeetisch gedeckt. Dort steht auch das alte Klavier. Sie öffnet den schweren Deckel, legt die alten, faltigen Hände auf die Tasten des Klaviers, man sieht ihnen die harte Arbeit an. Doch sie fliegen leicht über die Tasten, schon erklingen Töne, rein und klar ziehen sie durch den Raum, während draussen vor dem Fenster Flocken leis zur Erde rieseln: der Schneewalzer. Diesen wird die alte Dame von da an immer spielen, gleich zu welcher Jahreszeit die Käufer den Züchter ihres Pferdes besuchen.
"Oh Du fröhliche", spielt sie, bevor sie in den Stall gehen, das Pferd auf den Hänger verladen und sie es mitnehmen in seine neue Heimat, wo es sein ganzes Leben lang bleiben und erfolgreich mit seiner Reiterin sein wird.
Die Mutter des Züchters weiß nichts von der Zukunft des Pferdes, weint bitterlich, als das Auto vom Hof rollt, das Pferd wiehernd Abschied nimmt.
(c) Annette Gonserowski
Der Züchter tritt aus dem Stall, führt ein Warmblutpferd an der Hand.
Ein herrlicher Fuchs, dessen Fell im Licht der Dezembersonne kupfern schimmert.
Es wirft den Kopf hoch und wiehert, dass seine Mähne im Wind weht. Aus seinen Nüstern steigen Atemwolken in die kalte Luft. Es tänzelt unruhig.
"Es ist ein Juwel", sagt der Züchter, "und noch vollkommen roh." Das bedeutet, es ist noch nicht angeritten.
Sie schaut das Pferd an. Eine Schwingung des Pferdeherzens hat sie erreicht, sie schwingen im Gleichmaß. Sie schaut die Augen des Pferdes an: sie sind trotz des Gebarens ruhig.
Das Pferd mustert sie. Sein Kopf ist stark und eine breite Blesse zieht sich bis über die Nüstern. Drei seiner Fesselbeine sind weiß, nur das vordere linke ist fuchsfarben.
"Es ist aber bunt", sagt ihr Begleiter.
"Ja, ein markantes Pferd mit Ausstrahlung", erwidert der Züchter. "Es wird ein gutes Dressurpferd. Es hat drei gute Grundgangarten und ist im Takt."
Er lässt den Strick länger, trabt mit ihm über den Hof. Und wirklich: das Pferd läuft leichtfüßig und taktvoll, kaum berühren die Hufe den Boden, sein Rücken schwingt elastisch.
Nicht erst später, nach dem freien Lauf des Pferdes in der Reithalle, bei dem es zu schweben scheint, ist es schnurstracks in ihr Herz gelaufen.
Das Pferd spürt diese Anziehung, reibt seinen Kopf an ihrer Schulter, lässt sich tätscheln und streicheln.
Der Preis - er wird überwunden - das Pferd wird ihres.
Die Mutter des Züchters, alt und gebückt, hält selbstgebackene Plätzchen bereit. In der guten Stube, rechts von der Tenne, ist der Kaffeetisch gedeckt. Dort steht auch das alte Klavier. Sie öffnet den schweren Deckel, legt die alten, faltigen Hände auf die Tasten des Klaviers, man sieht ihnen die harte Arbeit an. Doch sie fliegen leicht über die Tasten, schon erklingen Töne, rein und klar ziehen sie durch den Raum, während draussen vor dem Fenster Flocken leis zur Erde rieseln: der Schneewalzer. Diesen wird die alte Dame von da an immer spielen, gleich zu welcher Jahreszeit die Käufer den Züchter ihres Pferdes besuchen.
"Oh Du fröhliche", spielt sie, bevor sie in den Stall gehen, das Pferd auf den Hänger verladen und sie es mitnehmen in seine neue Heimat, wo es sein ganzes Leben lang bleiben und erfolgreich mit seiner Reiterin sein wird.
Die Mutter des Züchters weiß nichts von der Zukunft des Pferdes, weint bitterlich, als das Auto vom Hof rollt, das Pferd wiehernd Abschied nimmt.
(c) Annette Gonserowski
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